Künstler und Studierende aus Design und Architektur erarbeiten für die Domotex kreative Bodenprojekte zum Thema „Unique Youniverse“ und gewähren Einblick in den „Work in Progress“

Die Weltleitmesse für Bodenbeläge Domotex (12.-15. Januar) bietet ihren Besuchern ab 2018 ein jährliches, übergeordnetes Thema, zu dem sich Aussteller und weitere interessante Branchen Akteure mit kreativen Inszenierungen präsentieren können.

In Halle 9 entsteht dazu die inspirierende Erlebniswelt „Framing Trends“.
Für die Domotex 2018 greift die Messe mit „Unique Youniverse“ das stetig wachsende Bedürfnis auf, Produkte und Dienstleistungen individualisieren zu können. „NuThinkers“ und „Art & Interaction“ sind zwei von vier Bereichen auf der Sonderfläche „Framing Trends“, die von Studierenden und Künstlern gestaltet werden. Mit innovativen Inszenierungen wollen sie das Thema „Unique Youniverse“ sinnlich erfahrbar machen.

„NuThinkers“ mit einfallsreichen gestalterischen Ideen

Seit einiger Zeit wird in den Hochschulen Hannover, Mainz und der Hochschule der Bildenden Künste Saar für die Domotex geforscht, experimentiert und gearbeitet, um Trends für die Individualisierung von Böden aufzuspüren und der Branche neue Impulse zu verleihen. Bei drei der über zwanzig Projekten gewährt die Domotex einen Schulterblick bei den sogenannten „NuThinkern“:

„Blindsight“ von Nina Düwel, HS Hannover

Kann ein Boden mit dem Nutzer kommunizieren und ihn durch Gebäude führen? Dieser Frage ging die Studentin nach und entwickelte ein neues Navigationssystem für blinde Menschen. Herkömmliche Leitsysteme wie Rillenplattenstreifen oder Leitstreifen aus Noppenplatten weisen meist nur durchgängige Wegeketten oder Warnfelder aus, bei denen sich die schmalen Rillen und Noppen oft nicht mit den heute üblichen Stockspitzen vom Umgebungsbelag unterscheiden lassen. Durch schlüssige und einheitliche Symbole auf dem Boden wie z.B. für WC, Aufzug und Information werden Sehbehinderten neue Freiheiten und uneingeschränkte Selbstständigkeit in ihrem „Unique Youniverse“ gewährleistet.

„Fairkorkt“ von Sarah Gerner und Johanna Kolb, HS Hannover

Wie es der Name schon verrät handelt es sich bei „Fairkorkt“ um einen veganen und ökologischen Teppich aus Korkpailletten. Im Beispiel der beiden Studentinnen haben diese eine Rautenform und sind von einer Seite mit pastellorangefarbigem Filz beklebt, der für einen angenehmen Fußkontakt sorgt. Mit einem einzigen Stich sind die zahlreichen Korkpailletten an eine Unterlage genäht und wirken locker befestigt. Durch das Betreten des Teppichs wechseln die beweglichen Filzrauten ihre Seiten und somit ihre Farbe und Struktur. Jeder Nutzer kreiert durch die Interaktion mit dem Boden ein völlig neues Erscheinungsbild und schafft dadurch seinen ganz eigenen Fußabdruck.

„Fuß-Arbeit“ von Raphael Sommer, HBK Saar

Man nehme Laubblätter, Kiefer- oder Fichtennadeln, bringe sie zum Kochen, bis sich die Harze und Fasern entfalten, und verleime schließlich alles mit Hitze und Druck – fertig ist ein ökologischer und recycelbarer Boden. Die Idee des Studenten war es, einen Belag zu entwickeln, der uns allen bereits eh „zu Füßen“ liegt und im Überfluss für die Weiterverarbeitung vorhanden ist. So kam er auf den „Abfall der Natur“ und kreierte nach einigen Experimenten gleich fünf verschiedene Naturböden: „Fichtennadeln“ und „Kiefer und Fichtennadeln gemischt“, deren herbstliche Töne und abwechslungsreiche Muster einen ästhetischen Effekt haben; „Altes Laub“; „Japanischer Knöterich mit Wachs“, der durch die feine erhaltene Blätterstruktur äußerst edel wirkt; sowie „Nadelwerk“, der wie Spanplatten in verschiedenen Formaten produziert und geschliffen werden kann und durch verschiedene Lack- oder Hartwachssorten versiegelt wird. So individuell die Natur und die Menschen mit ihren Bedürfnissen sind, so einzigartig und kreativ lässt sich dieser Boden gestalten.

„Art & Interaction“ macht „Unique Youniverse“ mit Exponaten aus Kunst und Design sinnlich erfahrbar – die Ansätze der teilnehmenden Künstler in ihren eigenen Worten:

„Bauhaus“ von Thomas J. Biswanger, Creative Director, und Hansjörg Schneider, Künstler

„Bauhaus revisited! In unserer Ausstellung deuten wir das Bild der Dessauer Meisterhäuser in einem Kiefernhain nur an. Die ausgeschnittenen Fensteröffnungen durchbrechen die Zeichnung, legen die dahinter liegende Wand frei. Gegen die benachbarte Wand gelehnt, steht ein filigranes Gitter. Wer die Augen zusammenkneift, sieht nicht nur die Anordnung der Fenster, sondern auch den hellen Baukörper. Aus dem Außenraum wird ein Innenraum. Das ist kein Akt der Domestizierung. Das Material bewahrt seinen Widerstand. Der Raum fließt ungehindert... Jede Idee sucht nach einem passenden Material. Das ist kein einfacher Prozess. Ein Material ist mehr als die Summe seiner Eigenschaften, es kann überraschend Gegensätze zusammen bringen. Hier treffen sich die Härte einer Wand, die Flexibilität von Papier und die Weichheit von Textilien.“

„Meanwhile in the Universe“ von Michael Acapulco, bildender Künstler

„Ich präsentiere eine raumgebende Installation mit dem Namen ,Meanwhile in the Universe’. Im Mittelpunkt steht ein altes Fenster mit Fensterläden, das den Rahmen für ein Videoscreening bildet. Darin wird ein Live-Mitschnitt aus dem Universum gezeigt. Die Raum-Installation vermittelt den Eindruck als würde man sich in einer Szenerie vor einem Haus befinden. Die eigene Position wird damit in Relation gestellt, da sich die Grenzen zwischen außerhalb und innerhalb auflösen. Der Besucher erfährt einen Ort des Perspektivwechsels: zum Entfliehen oder um Haltung einzunehmen.“

„flugs“ von Jette Hampe, Künstlerin

„Im Raum hängt ein an der Decke befestigtes Objekt. Die Unterseite des hängenden Gewebes besteht aus einem Seidenstoff. Die Oberseite zeigt unzählige, geschnittene und wieder zusammengenähte Schwarz-Weiß-Fotos. Darauf Ansichten von Waldlichtungen, Schatten von Bäumen im Abendlicht und dazwischen Gesichter von Menschen verschiedener Nationalitäten.


Das Material wirkt exotisch. Die Rauminstallation ruft etwas märchenhaftes hervor – selbstbestimmtes, ungestörtes Glück. Gleichzeitig drängen sich jedoch Fragen über die Mühen der Herstellung auf – für welche Bezahlung? Die Installation spielt mit dem Gedanken eines verloren gegangenen Idylls, jedoch ohne festen Boden.“

„Raumskizzen“ von Florian Lechner, Bildhauer

„In der Ausstellung eröffnet sich dem Messebesucher eine dreidimensionale begehbare Zeichnung: Grafische Elemente mit Hell-Dunkelverläufen schaffen einen analogen und zugleich virtuellen Raum. Volumina aus Licht und abstrakten Schatten überlagern digitale Renderings, brechen an Raumkanten, reißen ins Dunkel ab und verdichten sich zu einem gleichsam barocken wie minimalistischen Zustand. Den Besucher erwartet eine Installation, in der sich die Grenzen zwischen realem und fiktivem Raum vermischen.“