Eines der typologischen Felder, die das dänische Büro CF Møller erfolgreich bearbeitet, ist die Gestaltung grosser Schulprojekte. Die kürzlich fertiggestellte Copenhagen International School besetzt nicht nur einen faszinierenden Ort – an der Verlängerung eines ehemaligen Kais – sondern auch eine Vorreiterrolle beim Umdenken in der Architektur für Bildungseinrichtungen. Architonic sprach mit zwei Mitgliedern der Eignergruppe, Julian Weyer und Mads Mandrup Hansen, über das Projekt und die Beziehung zwischen neuen Gebäuden und jungen Köpfen.

Die neue Copenhagen International School befindet sich an einem ganz speziellen Ort, nämlich dem Arbeitshafen von Nordhavn. Wie hat dieser Kontext des Projekts das Design beeinflusst?

Julian Weyer: Das Gelände an den ehemaligen Containerpiers ist Teil von Kopenhagens grösstem Stadtumbaugebiet, und die Schule soll eine wichtige Rolle in der kommenden neuen Gemeinde spielen, sowohl als öffentliche Erholungszone mit Sport- und Freizeitangeboten als auch als Gemeindezentrum für die zukünftigen Bewohner von Nordhavn.

Das Schulgebäude befindet sich auf einer Erweiterung des ehemaligen Kais und liegt nicht nur am Wasser, sondern buchstäblich im Wasser. Dadurch entstehen einzigartige Ausblicke und Relationen zu den Hafenbecken und das Potenzial für eine völlig neue Beziehung zwischen einer Schule und dem umgebenden Stadtbild.

Das Design des Schulgebäudes selbst erinnert an die hier früher dominierenden Containerschiffe – die gestapelten und geschichteten Volumina auf dem gemeinsamen Sockel sind direkt inspiriert von der Art und Weise, wie Container auf dem Rumpf von Containerschiffen gestapelt werden.

Was macht eine gute Schule in architektonischer Hinsicht aus? Wie kann Architektur das Lernen befördern?

Julian Weyer: Der Einfluss der Lernumgebung auf den Lernprozess umfasst mehrere Aspekte, von der Erschliessung von Möglichkeiten – etwa durch Raumgestaltung – bis hin zum Unbewussten, wie z.B. den Einfluss von Licht, Akustik und Raumklima. Schüler werden heute als Kinder mit individuellen Lernbedürfnissen und einer zunehmend aktiven Teilnahme an den Lernprozessen verstanden.

Statt mit "(Klassen)zimmern" als grundlegender Einheit der Schulgestaltung arbeiten wir heute mit inneren "Landschaften", "Stadträumen" und "Plätzen". Das Ideal hat sich gewandelt von geteilten, abgetrennten Räumen hin zu vernetzten, zusammenhängenden Räumen. So wird die Schule auch zu mehr als einem Ort einseitiger Wissensvermittlung, sie wird zu einem Raum des Austausches zwischen Gleichen.

Mads Mandrup Hansen: Unser Ziel war es, die Schule als Werkzeug zur Schaffung eines Gemeinschaftsgefühls zu sehen, was auch durch einen sehr visuellen, nachhaltigen Ansatz gestützt wird. Das Schulgebäude wurde mit 12.000 Solarpaneelen verkleidet, die mehr als die Hälfte des benötigten Stroms erzeugen. Die Wirkung der Sonnenkollektoren wird durch strategisch in der gesamten Schule platzierte LCD-Monitore visualisiert, die zum Beispiel auch im naturwissenschaftlichen Unterricht eingesetzt werden können. So wird Architektur genutzt, um die Schülerinnen und Schüler über die Herausforderungen des Klimawandels von heute und morgen zu informieren.

Haben Sie schon einmal Schüler in den Designprozess einbezogen? Wenn ja, wie?

Julian Weyer: Ja, durch ein Workshop-basiertes Format, bei dem den Schülern die Möglichkeit geboten wird, zunächst einige ihrer Erwartungen, Ideen und Träume für eine neue Einrichtung zu skizzieren und sie anschliessend in die Entwicklungsphase des Designs und der Beratung einzubeziehen, ähnlich wie bei anderen Nutzergruppen.

Wie lernt man am besten?

Julian Weyer: Die besten Lernumgebungen sind die, die Vielfalt bieten, sowohl für die Bedürfnisse der Schüler als auch für verschiedene Unterrichtsarten. Wenn eine solche Mischung aus klassischen Unterrichtsräumen und grossen und kleinen Nischenorten mit nicht festgelegter Funktion angeboten wird, finden Schüler und Lehrer je nach Situation ihre eigenen bevorzugten Räume im Innen- oder Aussenbereich. Dies ist ein wichtiges Signal an die Schüler, das sie dazu ermutigt, Verantwortung für ihr eigenes Lernen zu übernehmen.

Mads Mandrup Hansen (links) und Julian Weyer (rechts)

Architektur des Lernens: CF Møller | Aktuelles

Mads Mandrup Hansen (links) und Julian Weyer (rechts)

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