Die weiche Seite: Heimtextil 2019
Brand story von Simon Keane-Cowell
Zürich, Schweiz
14.11.18
Mit neuem Konzept für die Ausgabe 2019 schärft die HEIMTEXTIL auch ihren Fokus auf den Objektbereich. Im Januar können Architekten in Frankfurt die neuesten textilen Produkte und Ideen mit raumgestaltendem Wert entdecken.
Lassen Sie sich nicht täuschen. Sie heisst zwar Heimtextil, aber die führende internationale Fachmesse für Textilien hat einen starken Fokus auf den Objektbereich. Im Bild: Architekturdefinierende Textilien im BMW Museum Zhengtong in Peking
Lassen Sie sich nicht täuschen. Sie heisst zwar Heimtextil, aber die führende internationale Fachmesse für Textilien hat einen starken Fokus auf den Objektbereich. Im Bild: Architekturdefinierende Textilien im BMW Museum Zhengtong in Peking
×Es ist für uns selbstverständlich, dass unsere gebaute, architektonische Umgebung, insbesondere die Innenräume, wie eine Art Panzer funktioniert. Traditionell definieren harte Ebenen und Oberflächen unsere Welt und schaffen Räume, die wir bewohnen und durch die wir gehen. Sie bieten uns Komfort und Schutz.
Aber, als Menschen reagieren wir mit Freude und Faszination auf das Weiche – sowohl auf visueller als auch auf taktiler Ebene. Umso merkwürdiger ist es, dass der systematische Einsatz von Textilien als architektonisches Element, als raumbildendes, multifunktionales Instrument in der zeitgenössischen Designpraxis bisher relativ begrenzt ist.
Jetzt ansehen! Die Heimtextil 2019, die im Januar wie immer in Frankfurt stattfindet, verspricht den Besuchern ein neues Messekonzept mit mehr Fläche und mehr Synergien
Einer der Gründe dafür könnte in der aktuellen Architekturausbildung liegen. Betrachten Sie deshalb die Heimtextil, die internationale Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien, als eine Art Grundkurs oder Schnelleinführung. Lassen Sie sich nicht vom Namen täuschen: Über 500 der insgesamt 3.000 Aussteller konzentrieren sich allein auf das Objektgeschäft. Die Messe ist also gleichermassen wichtig für Architekten und Innenarchitekten, die auf Nichtwohnprojekte spezialisiert sind.
In Halle 4.2 findet sich die Interior.Architecture.Hospitality Expo, eine objektbezogene Sonderausstellung, auf der Architekten Textillösungen und potenzielle Geschäftspartner treffen können. Vorträge und kuratierte Touren runden das Angebot ab
In Halle 4.2 findet sich die Interior.Architecture.Hospitality Expo, eine objektbezogene Sonderausstellung, auf der Architekten Textillösungen und potenzielle Geschäftspartner treffen können. Vorträge und kuratierte Touren runden das Angebot ab
×Deshalb haben die Organisatoren der Heimtextil mit der objektorientierten Ausstellung Interior.Architecture.Hospitality Expo eine besondere Plattform geschaffen; in Halle 4.2 können sich Architekten und Designer über Textillösungen informieren und potenzielle Geschäftspartner treffen. Hier können Hotel-, Restaurant- und Einzelhandelsprojekte ihr kreatives und funktionales Potenzial voll ausschöpfen, indem sie auf die neuesten Textilprodukte mit echtem architektonischen Wert treffen. Materialien mit speziellen akustischen, antibakteriellen oder abriebfesten Eigenschaften sind natürlich auch dabei.
Architextur in Action. Im kürzlich fertiggestellten Artek Headquarter in Finnland verwendet Architekt und Designer Sevil Peach Textilien als architektonisches Element, die den Raum organisieren und ihm Textur verleihen. Fotos: Tuomas Uusheimo Photography
Architextur in Action. Im kürzlich fertiggestellten Artek Headquarter in Finnland verwendet Architekt und Designer Sevil Peach Textilien als architektonisches Element, die den Raum organisieren und ihm Textur verleihen. Fotos: Tuomas Uusheimo Photography
×Die Anzahl der Projekte, die eindrücklich zeigt, wie es geht, wird zunehmend grösser. Von Sevil Peachs neuem Hauptsitz für die renommierte Designmarke Artek in Helsinki mit raumorganisierenden textilen "Wänden" bis zu Crossboundaries' BMW Oldtimermuseum in Peking, in dem geschickt aufgehängte, parallele Textilflächen auf visueller Ebene ein Gefühl von fast solidem Baumaterial erzeugen. Und von der ästhetisch-feierlichen Verwendung von Wandtextilien für akustische Aufführungen an der Musikschule und am Konservatorium Bern bis hin zu Burkhard & Lüthis neuem Kosmos Kulturzentrum in Zürich, in dem Vorhänge sowohl als architektonisches Element als auch als optische und akustische Abschirmung dienen.
Im von Crossboundaries entworfenen Zhengtong BMW Museum in Peking erzeugen abgehängte textile Flächen architektonisches Volumen durch eine stringente Schichtung. Fotos: YANG Chao Ying
Im von Crossboundaries entworfenen Zhengtong BMW Museum in Peking erzeugen abgehängte textile Flächen architektonisches Volumen durch eine stringente Schichtung. Fotos: YANG Chao Ying
×"Textilien sind in Innenräumen unverzichtbar. Sie haben die Fähigkeit, einem Raum Wärme zu geben, die Akustik positiv zu beeinflussen und sie sind sehr flexibel", sagt Lisa Hassanzadeh, Partnerin und Head of Interior der Amsterdamer Architekten Concrete. "Leider werden sie meistens als dekoratives Element betrachtet, das erst am Ende des Designprozesses hinzugefügt wird."
Als Kooperationspartner der Heimtextil, die die Messe bei der Strategieentwicklung für das Fachpublikum mit beraten hat, weiss sie, wovon sie spricht. "Neue, hochtechnologische Materialien eröffnen die Möglichkeit, Textilien viel breiter einzusetzen. Sie können zum Beispiel eine wichtige Rolle in flexiblen und mobilen Räumen spielen."
Architektonisch verwendete Textilien dienen dem Licht- und Soundgmanagement an der Musikschule und Konservatorium Bern. Fotos: Architekturfotografie Gempeler
Architektonisch verwendete Textilien dienen dem Licht- und Soundgmanagement an der Musikschule und Konservatorium Bern. Fotos: Architekturfotografie Gempeler
×Die Schweizer Innenarchitektin Ushi Tamborriello hat für die Ausgabe 2019 der Messe eine faszinierende Rauminstallation entwickelt. Unter dem Titel Furoshiki und in Anlehnung an die japanische Tradition, Objekte zum Verpacken und/oder für unterwegs in quadratische Tücher zu wickeln, wird der Ausstellungsraum eine Reihe dieser textilen Elemente beherbergen, von denen einige aufgehängt, andere auf dem Boden positioniert sind. Im Dialog miteinander werden sie den Raum prägen.
Im Kosmos, einem neuen Kulturzentrum in Zürich, dienen textile "Wände" sowohl als optische als auch als akustische Abschirmung und ermöglichen eine flexible Nutzung des ebenerdigen Geschosses. Fotos: WEISSWERT
Im Kosmos, einem neuen Kulturzentrum in Zürich, dienen textile "Wände" sowohl als optische als auch als akustische Abschirmung und ermöglichen eine flexible Nutzung des ebenerdigen Geschosses. Fotos: WEISSWERT
×Auch Tamborriello sieht im sich schnell entwickelnden Bereich der Smart Textiles viele kreative Möglichkeiten für Architekten. "Textile Materialien sind sowohl ästhetisch als auch funktional so vielfältig, dass sie mit anderen Materialien kaum zu vergleichen sind", erklärt sie. "Und diese Vielfalt nimmt angesichts der technologischen Entwicklungen rasant zu. Schon heute können Stoffe leuchten, warm werden oder eine reinigende Wirkung auf den Raum haben."
Auf der Heimtextil 2019 erwartet die Besucher eine faszinierende Rauminstallation der Schweizer Innenarchitektin Ushi Tamborriello, in der sie an die japanische Tradition anknüpft, Objekte in Stoffquadrate zu wickeln. Foto: Jochen Splett
Auf der Heimtextil 2019 erwartet die Besucher eine faszinierende Rauminstallation der Schweizer Innenarchitektin Ushi Tamborriello, in der sie an die japanische Tradition anknüpft, Objekte in Stoffquadrate zu wickeln. Foto: Jochen Splett
×Der speziell kuratierte Interior.Architecture.Hospitality-Bereich für Architekten wird mit einigen weiteren Features fortgesetzt. Eine Vortragsreihe konzentriert sich täglich auf einen anderen Objektbereich, wie z.B. Gastgewerbe oder Pflegebereich, spezielle Führungen von Messepartnern wie AIT und world-architects.com besuchen ihre strikt architektonische Auswahl dessen, was man unbedingt gesehen haben sollte. Und in Halle 3.0 beherbergt der Heimtextil Trend Space die Ergebnisse des Trend Council der Messe, zu dem Designstudios aus Grossbritannien, den Niederlanden und Dänemark gehören – eine wertvolle Zukunftsressource für Aussteller und Einkäufer sowie Architekten.
Zusammenfassend kann man wohl sagen: Nie waren Textilien so architektonisch wie heute.
© Architonic