Editor's Letter – Dezember 2022
Text von Simon Keane-Cowell
Zürich, Schweiz
12.12.22
Metaversale Träumereien, helle Funken und Affären am Arbeitsplatz – das war 2022.
Der Zürcher Architekt und Designer Stephan Hürlemann erforscht den kreativen Nutzen des Metaversums
Der Zürcher Architekt und Designer Stephan Hürlemann erforscht den kreativen Nutzen des Metaversums
×Sie hätten gelacht.
Ich selbst auch, wenn ich daran denke, wie ich ausgesehen haben muss. Letzte Woche verbrachte ich einige Stunden im Atelier des Zürcher Architekten und Designers Stephan Hürlemann, der sich neben seiner jüngsten, paradigmenverändernden Arbeit an Produkttypologien für das, was er als „tanzendes Büro“ bezeichnet (man denke an agile, belastbare Arbeitsplätze), intensiv mit den kreativen Vorteilen des Metaversums beschäftigt. Mit Meta Quest-Headset und Touch-Controllern in den Händen (und einem breiten Grinsen im Gesicht) schlenderte ich eine halbe Stunde lang durch sein Büro und erlebte zum ersten Mal echtes Eintauchen in eine virtuelle Welt.
Interaktion ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal für Messen wie die imm Cologne (oben, Mitte) und Shopify Berlin mit Besprechungsräumen und ohne Schreibtische (unten). Fotos: Koelnmesse / imm cologne (oben, Mitte), Daria Scagliola (unten)
Interaktion ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal für Messen wie die imm Cologne (oben, Mitte) und Shopify Berlin mit Besprechungsräumen und ohne Schreibtische (unten). Fotos: Koelnmesse / imm cologne (oben, Mitte), Daria Scagliola (unten)
×Es ist schon oft gesagt worden, dass die Pandemie Trends und Tendenzen beschleunigt hat, die bereits im Gange waren – wie eine dynamischere und flexiblere Arbeitskultur oder, sagen wir, eine Veränderung der Form und Bedeutung von physischen Messen – wobei vielleicht keine spannender und potenziell beunruhigender ist als die Entwicklung des Metaversums. Bestimmte Fragen, die durch die immer schnellere Entwicklung aufgeworfen werden, müssen natürlich noch beantwortet werden (Wie wird es sich auf die Gesellschaft auswirken, verhaltenstechnisch, physisch, psychologisch? Welchen Nutzen kann es in einer analogen Welt, die von einer Klima- und Biodiversitätskrise heimgesucht wird, bringen?), während eine ganze Reihe weiterer Fragen noch nicht einmal formuliert worden sind. Was wir wissen, ist, dass die A&D-Gemeinschaft sich aktiv an der Gestaltung dieser neuen digitalen Landschaft(en) beteiligen muss. Überlässt man sie IT-Entwickler:innen und ungezügelten kommerziellen Interessen, besteht die Gefahr, dass wir eine schlecht gebaute, ästhetisch unbefriedigende virtuelle Umgebung vorfinden. Der neue, digitale Wilde Westen braucht ein paar Design-Sheriffs.
Apropos anpacken: Kürzlich war Ingo Maurers Designchef Axel Schmid bei mir auf der Bühne und plädierte für eine traditionellere, praktische Herangehensweise an das Lichtdesign. Er baut gerne Prototypen, um die von ihnen erzeugte Lichtqualität zu testen, und beschreibt Licht als etwas, das man anfassen können sollte. Zu den weiteren Gästen der diesjährigen Light + Building in Frankfurt gehörten die Lichtplanungsgrössen Ulrike Brandi und Andreas Schulz sowie der in Barcelona ansässige Architekt Carmelo Zappulla von External Reference, die sich alle mit der besonderen Verantwortung der Lichtgestalter:innen im Kontext der Energiekrise auseinandersetzten.
Die in Holzbauweise errichteten Hotels AEON (oben) und Bachleda (Mitte) in bergiger Landschaft sowie der Friseursalon Maria Nila (unten). Fotos: Alex Filz (oben), Paweł Ulatowski (Mitte), Michael Lundblad (unten)
Die in Holzbauweise errichteten Hotels AEON (oben) und Bachleda (Mitte) in bergiger Landschaft sowie der Friseursalon Maria Nila (unten). Fotos: Alex Filz (oben), Paweł Ulatowski (Mitte), Michael Lundblad (unten)
×Werden in diesem Winter die Lichter ausgehen? Hoffentlich nicht. Aber eine weniger stark beleuchtete, gedämpftere Weihnachts- und Urlaubszeit ist vielleicht gar nicht so schlecht. Eine meiner Lieblingsgeschichten, die 2022 auf Architonic veröffentlicht wurde, befasste sich mit der Architektur von Berghotels in Holzbauweise, deren Materialität im Einklang mit der natürlichen Umgebung eine beruhigende Wirkung auf Gäste ausübt und gleichzeitig eine hohe klimatische Widerstandsfähigkeit bietet.
Faszinierend war auch unser Beitrag über die Inneneinrichtung von Friseursalons. Wenn die Party-Saison beginnt, ist gutes Haar das A und O. Aber warum nicht in einer inspirierenden Umgebung?
Die farbenfrohe Maschendrahttrennwand von MiQ Offices (oben), die hellen Wände des PIXLIP-Hauptquartiers (Mitte) und das zentral gelegene Glasbad des Rybalsky Apartments in Kiew. Foto: Andrey Bezuglov (unten)
Die farbenfrohe Maschendrahttrennwand von MiQ Offices (oben), die hellen Wände des PIXLIP-Hauptquartiers (Mitte) und das zentral gelegene Glasbad des Rybalsky Apartments in Kiew. Foto: Andrey Bezuglov (unten)
×Unser meistgeklickter Artikel des Jahres 2022 war jedoch eine Übersicht über Büroprojekte – verfasst von meinem Kollegen James Wormald –, die sich auf ausdrucksstarke, raumgliedernde Elemente und Systeme konzentrieren. Der flexible, programmatisch offene Arbeitsplatz ist eine Tendenz, die sich nur noch weiter entwickeln wird. Die letzten Jahre haben uns gelehrt, dass alles möglich ist; sowohl Arbeitgeber:innen als auch Arbeitnehmer:innen suchen nach gut durchdachten, lebenswerten Räumen, die schnell auf sich ändernde Arbeitsmuster – und Bilanzen – in ihren Organisationen reagieren.
Und schliesslich wird Architonic auf vielen der führenden Designmessen im Jahr 2023 mit Live-Gesprächen, nützlichen Leitfäden, unseren kultigen Taschen und der einen oder anderen VIP-Party vertreten sein. Wir freuen uns darauf, Sie zu sehen. In der Zwischenzeit wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben ein frohes und friedliches Weihnachtsfest.
Bleiben Sie gesund und lassen Sie sich inspirieren!
Simon Keane-Cowell
Editor-in-Chief
PS: Damit wir nicht vergessen, dass in Europa immer noch ein schrecklicher militärischer Konflikt stattfindet, möchte ich Sie bitten, einen Blick auf die unten stehenden Links zu werfen, um zu sehen, wie Sie für die laufenden humanitären Bemühungen in der Ukraine spenden können. Und falls Sie es verpasst haben, sehen Sie sich unseren Beitrag über Innenräume in der Ukraine von Anfang des Jahres an.
© Architonic
Im Architonic Magazin finden Sie weitere Informationen über die neuesten Produkte, Trends und Praktiken in Architektur und Design.