Editor's Letter – May 2022
Text von Simon Keane-Cowell
Zürich, Schweiz
27.05.22
Vor dem Hintergrund einer möglichen globalen Lebensmittelkrise diskutieren unsere Referenten der Kitchen Design Week über die Zukunft der Küche, sowohl funktional als auch kulturell. Und in naher Zukunft öffnet unsere DAAily bar in Mailand ihre Türen.
„Auf Partys landen alle in der Küche, so das Klischee, aber was wäre, wenn es keine gäbe?“
„Auf Partys landen alle in der Küche, so das Klischee, aber was wäre, wenn es keine gäbe?“
×Während ich dies schreibe, geht mir eine ernüchternde Warnung des UN-Generalsekretärs nicht mehr aus dem Kopf, die ich heute Morgen im Radio hörte.
Der Krieg in der Ukraine – einem Land, das lange Zeit als die „Kornkammer Europas“ bezeichnet wurde, weil es im Besitz von 42 Millionen Hektar fruchtbarer Ackerflächen ist, die eine florierende Exportindustrie für Getreide- und Düngemittel antreiben (oder besser gesagt antrieben) – hat zu einer weltweiten Nahrungsmittelkrise geführt, die ohne entsprechende Gegenmassnahmen Jahre andauern könnte. In Verbindung mit den Lieferkettenproblemen aus der Coronakrise und steigenden Temperaturen droht der Konflikt „viele Millionen Menschen in Ernährungsunsicherheit zu stürzen“, so António Guterres.
Unsere DAAily bar auf der Mailänder Designwoche zeigt den Melting Ice Photograms Art Curtain des Schweizer Künstlers Douglas Mandry, neue Produkte von Stefan Diez und Barber Osgerby, und serviert Essen, Kaffee und natürlich Getränke
Unsere DAAily bar auf der Mailänder Designwoche zeigt den Melting Ice Photograms Art Curtain des Schweizer Künstlers Douglas Mandry, neue Produkte von Stefan Diez und Barber Osgerby, und serviert Essen, Kaffee und natürlich Getränke
×Wer das Privileg hat, vor vollen Tellern zu sitzen, ist sich derweil nur zu gut der stark steigenden Kosten für Lebensmittel bewusst. Die Inflation ist so hoch wie seit über 40 Jahren nicht mehr. Auch das sollte uns zu denken geben.
Höchste Zeit also, um mit einigen Architekt:innen und Designer:innn über die Funktion, Bedeutung und Zukunft der Küche zu sprechen – dem emotionalsten Raum des Hauses. Wo wir uns nun notgedrungen mit der Nachhaltigkeit von Lebensmitteln befassen, stellt sich die Frage, wie es um die Nachhaltigkeit der Küche als Typologie bestellt ist.
Beachten Sie das Teamfoto von Design Studio (oben: Cristiano Pigazzini hinten links, Daniel Heckscher hinten in der Mitte) und die caféähnlichen Büroräume des Teams für Samsen (unten). Foto: Joakim Johansson (unten)
Beachten Sie das Teamfoto von Design Studio (oben: Cristiano Pigazzini hinten links, Daniel Heckscher hinten in der Mitte) und die caféähnlichen Büroräume des Teams für Samsen (unten). Foto: Joakim Johansson (unten)
×Auf einer Party landen alle irgendwann in der Küche, heisst es immer, doch was, wenn es gar keine Küche gäbe? „Die Zukunft der Küche ist keine Küche", sagt Cristiano Pigazzini, Gründer von Note Design Studio, in seinem jüngsten Gespräch mit Architonic im Rahmen unserer Kitchen Design Week. Sein Kollege Daniel Heckscher hingegen stellt sich die Küche seit langem als Möbelstück vor, das die Patina des täglichen Gebrauchs trägt. Sie ist nie komplett ausgestattet und wie ein offenes System, das man mitnimmt, wenn man weiterzieht.
Der Küchenbereich von Dries Ottens A La Facon Francaise-Projekt (oben) und Matthias Hiller und Lea Korzeczek von Studio Oink (unten). Foto: Dries Otten (oben)
Der Küchenbereich von Dries Ottens A La Facon Francaise-Projekt (oben) und Matthias Hiller und Lea Korzeczek von Studio Oink (unten). Foto: Dries Otten (oben)
×Für den Antwerpener Innenarchitekten und Designer Dries Otten kann eine Küche so einfach sein wie zwei Böcke, auf denen ein Stück Holz mit einem Loch für die Spüle steht. Seine Erfahrungen mit der Szenografie von Ausstellungen fliessen direkt in seine Projekte ein, die sich durch eine spielerische Erzählweise und schlichte Materialien auszeichnen. „Wir versuchen, alles zu vermeiden, was mit sozialem Status zu tun hat", erklärt er. Seine Küchendesigns stehen in klarem Gegensatz zu den ultrahochpreisigen Kochräumen, die so oft in Blogbeiträgen zu finden sind, bei denen aber klar ist, dass dort wenig oder gar keine Essen zubereitet werden. „So ist das Leben nicht“, beschreibt Studio Oink aus Leipzig all diese gepflegte Eleganz und Perfektion. Hier erhalten Sie einen umfassenden Einblick in ihre Arbeit. Und wenn Sie schon dabei sind, warum hören Sie sich nicht an, was Cristina Acha Odriozola von Acha Zaballa Arquitectos über Küchen zu sagen hat?
Stefan Diez und sein Stuhl für Mudra (oben, Mitte) werden im Lounge-Bereich der DAAily bar zu sehen sein. Der Alpina-Stuhl von Magis wird ihn und andere Redner, darunter den Designer Barber Osgerby (unten), auf der Bühne begleiten
Stefan Diez und sein Stuhl für Mudra (oben, Mitte) werden im Lounge-Bereich der DAAily bar zu sehen sein. Der Alpina-Stuhl von Magis wird ihn und andere Redner, darunter den Designer Barber Osgerby (unten), auf der Bühne begleiten
×Apropos Essen: In unserer DAAily Bar im Swiss Corner an der Via Palestro wird es während der Mailänder Designwoche jede Menge davon geben, dazu Kaffee und Hochprozentigeres. Wir hoffen, Sie dort nicht nur auf einen Apéro zu sehen, sondern auch, um sich auch kulturell inspirieren zu lassen. Von Installationen des Schweizer Künstlers Douglas Mandry und der Pariser Blumenkünstlerin Anne Vitchen sowie noch nie gezeigten neuen Produkten von Barber Osgerby und Stefan Diez. Mit einem Vortragsprogramm, das einige der grössten und besten Köpfe der A&D-Welt umfasst, ist dieser Stopp ein Muss auf Ihrer Mailand-Tour. A presto!
DAAily bar
im Swiss Corner
Piazza Cavour / Via Palestro 2
20121 Milano
7. bis 10. Juni | 14.00 bis 21.00 Uhr
© Architonic