Editor’s Letter – Januar 2022

'You’re a long time dead.'

Diese Perle der Ironie war ein Lieblingsspruch meines irischen Grossvaters. Übersetzt: Wer rastet, der rostet. Carpe that diem.

Richard Rogers nahm sich das zu Herzen. Als der grosse britische Architekt – einer der Hauptdarsteller auf der Bühne der High-Tech-Architektur – vor einigen Wochen im stolzen Alter von 88 Jahren verstarb, waren viele erstaunt, dass sein letztes Projekt nur weniger als ein Jahr zuvor fertiggestellt worden war. Das Schöpfertum war sein Lebenselixier.

Trotz aller Unbeständigkeit sah das Jahr 2021 eine ganze Reihe von Legenden ihr Erbe im heiligen Pantheon der Architektur antreten – darunter Chris Wilkinson von WilkinsonEyre, Helmut Jahn, Art Gensler, und Paulo Mendes da Rocha. Sie leben natürlich nicht nur in den von ihnen entworfenen Projekten weiter, sondern auch in der Arbeit aller Architekten, die sie herausgefordert und inspiriert haben.

Auf die Gefahr hin, zu wortgewandt zu erscheinen: auch unsere Global Design Agenda darf im neuen Jahr weiterleben. Sie wurde im Januar 2021 als Plattform für unsere Community von A&D-Experten ins Leben gerufen, um Euch, liebe Leser, professionelle Einblicke in deren Arbeit, Prozesse und – ich wage es kaum zu sagen – 'Philosophie' zu geben. Wir hatten das Vergnügen, mit Fachleuten wie Patrik Schumacher, Ben van Berkel, Kim Herforth Nielsen, Hella Jongerius, Sevil Peach, Jay Osgerby, Konstantin Grcic, und Yves Béhar über einen ganzen Schwall von Themen zu sprechen.

Ein besonders einschlägiges Beispiel war ein lebhafter Austausch mit Richard Hutten im Rahmen unserer GDA Sustainability Design Week, in dem der niederländische Designer der kompletten Industrie den Kampf ansagte: „Wenn man ein Produkt herstellt, aber als Unternehmen keine Verantwortung für das Recycling übernimmt, ist das einfach nur Greenwashing.“ Soviel dazu. Und die diesjährige Global Design Agenda wird sogar noch abwechslungsreicher. Die Construction Design Week beginnt am 17. Januar mit Beiträgen von Renzo Piano Building Workshop und dem Madrider Büro Fenwick Iribarren, dessen kürzlich vollendetes Stadion 974 in Doha für die diesjährige Fussballweltmeisterschaft aus Schiffscontainern gebaut wurde und vollständig demontierbar ist.

Gibt es 2022 einen Aufschwung? Hoffen wir es. Die internationalen Designmessen im Januar mögen zwar auf Eis gelegt worden sein, aber es gibt allen Grund, positiv zu bleiben. Wenn Ihr einen Anschub braucht, lest unseren jüngsten Artikel über innovative Treppen-Typologien. Es gibt viele Möglichkeiten, in der Welt aufzusteigen.

Bleibt gesund. Und lasst Euch inspirieren.

Simon Keane-Cowell
Chefredakteur

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