Der Zürcher Designer Beat Karrer ist mit seinem innovativen Werkstoff FluidSolids für den diesjährigen Design Preis Schweiz nominiert. Das vielseitig einsetzbare und äusserst ökologische Material besitzt das Potential, zu einer echten Konkurrenz für traditionelle Werkstoffe wie Metall oder Plastik werden zu können. Die Zukunft ist fluid.

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Für den Entwurf des Hockers „FS Stool“ erhielt der Schweizer Designer Beat Karrer im Jahr 2011 den Materialica Design + Technology Award in der Kategorie CO2-Effizienz. Die Sitzfläche ist aus dem innovativen Werkstoff FluidSolids gefertigt

Ein Verwandlungskünstler: Der innovative Werkstoff FluidSolids | Aktuelles

Für den Entwurf des Hockers „FS Stool“ erhielt der Schweizer Designer Beat Karrer im Jahr 2011 den Materialica Design + Technology Award in der Kategorie CO2-Effizienz. Die Sitzfläche ist aus dem innovativen Werkstoff FluidSolids gefertigt

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Hin und wieder werden Materialien erfunden, die den Designern völlig neue gestalterische Möglichkeiten bieten. Eine solche, bahnbrechende Innovation ist der Werkstoff FluidSolids, der für den Design Preis Schweiz 2013 nominiert ist – eine seit langem etablierte und angesehene Auszeichnung in einem Land, in welchem gutes Design zur DNA des Alltags gehört.

Geistiger Vater des neuartigen, einen Paradigmenwechsel einleitenden Materials ist der Zürcher Produktdesigner Beat Karrer. (Karrer selbst bezeichnet sich als „Produktdenker“, um hervorzuheben, dass es ihm in seiner Arbeit im Kern um intelligente Ideen zur Problemlösung geht.) Eine der massgeblichen Qualitäten von FluidSolids ist die herausragende Öko-Bilanz: Der Werkstoff wird ausschliesslich aus industriellen Nebenprodukten hergestellt und ist vollständig biologisch abbaubar. Wie der englische Term „Fluid“ im Namen andeutet, ist das Material in der Produktion zudem äusserst flexibel einsetzbar und für viele Anwendungsbereiche geeignet. Aus dem Wundermaterial, das sich aus Fasern, Füllstoffen und einem Bindemittel zusammensetzt, können hochpräzise Bauteile und Produkte gegossen oder extrudiert werden, die ebenso leichtgewichtig wie beanspruchbar sind und eine Alternative zu Metall oder Plastik darstellen. „Als Designer“, sagt Beat Karrer, „mutet die Vorstellung, ein Material zur Verfügung zu haben, das in Bezug auf seine Festigkeit, Formbarkeit, Farbe und Oberflächenstruktur so viel Spielraum zulässt, wie ein Traum an.“ FluidSolids hat das Potential, die Art und Weise, wie Produkte gestaltet werden, zu verändern.

Vielseitigkeit ist bei FluidSolids das Schlagwort – abgesehen von der hervorragenden Öko-Bilanz des Materials, ist eine grosse Bandbreite an Farben und Oberflächenstrukturen möglich

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Vielseitigkeit ist bei FluidSolids das Schlagwort – abgesehen von der hervorragenden Öko-Bilanz des Materials, ist eine grosse Bandbreite an Farben und Oberflächenstrukturen möglich

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Aus FluidSolids können heute Formen aus einem Guss gefertigt werden. Die Entwicklung des innovativen Werkstoffs selbst war jedoch ein längerer Prozess in mehreren Etappen. Die Idee dazu entstand im Jahr 2008 während eines Workshops im Vitra Design Museum, wo mit 'hausgemachtem' Bioplastik experimentiert wurde, der unter anderem aus der Stärke geschälter Kartoffeln hergestellt wurde. Karrer lernte dabei den Biochemiker Micheal Kangas kennen, der den Workshop ebenfalls besuchte. Das ersten Treffen mündete in einer Zusammenarbeit: Über die nächsten eineinhalb Jahre hinweg experimentierten Karrer und Kangas an „Rezepturen“ herum, wie sie es selbst nannten. Aus günstigen Abfallprodukten erstellten sie Materialzusammensetzungen, die in der Verwendung physisch und gestalterisch neue Möglichkeiten bieten. „Wie ich glaube, sind neue, innovative Werkstoffe und Produktionstechnologien – nebst gesellschaftlichen Einflüssen – die treibenden Kräfte im Bereich des Designs“, sagt Karrer. „In meinem Studio richten wir den Fokus stärker auf Materialen als auf die Formgebung und das Styling. Welche gestalterischen Möglichkeiten bringt ein neu verfügbarer Werkstoff mit sich? Und welchen Mehrwert bietet er?“

In Beat Karrers Studio in Zürich steht das Experimentieren im Zentrum: „Welche gestalterischen Möglichkeiten bringt ein neu verfügbarer Werkstoff mit sich?“, fragt Karrer. „Und welchen Mehrwert bietet er?“

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In Beat Karrers Studio in Zürich steht das Experimentieren im Zentrum: „Welche gestalterischen Möglichkeiten bringt ein neu verfügbarer Werkstoff mit sich?“, fragt Karrer. „Und welchen Mehrwert bietet er?“

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Ein Projekt wie FluidSolids erfordert einen grossen Unternehmergeist und Experimentierfreudigkeit. Nachdem Kangas das Entwickler-Team verlassen hatte, führte Karrer dieses allein weiter. Er veränderte die Zusammensetzung des Werkstoffs und entdeckte ein neues Bindemittel. Zu sagen, dass es sich bei der Entwicklungsarbeit um einen repetitiven Prozess handelte wäre eine Untertreibung: Insgesamt wurden zehn unterschiedliche Grundrezepturen ausgetestet, die sich gegenseitig bezüglich der Zusatzstoffe leicht voneinander unterschieden. Aus jeder dieser zehn Rezepturen wurden zu Testzwecken über 50 unterschiedliche Muster hergestellt. „Einige Testresultate überraschten uns“, sagt Karrer. „Andere Ergebnisse hingegen entsprachen vollauf unseren Erwartungen. Man muss sich von den Dingen, die nicht funktionieren, verabschieden und sich auf diejenigen fokussieren, die funktionieren. Später, wenn man bereits sehr nahe am Endprodukt ist, besteht die Herausforderung darin, die Zusatzstoffe sorgfältig aufeinander abzustimmen, bis das optimale Resultat erreicht wird. Die Bestimmung der letzten zehn Prozent der Rezeptur sind die schwierigsten.“

Im Rahmen des von Experimenten geprägten Entwicklungsprozesses von FluidSolids wurden über 500 Muster hergestellt

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Im Rahmen des von Experimenten geprägten Entwicklungsprozesses von FluidSolids wurden über 500 Muster hergestellt

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Nachdem die endgültige Zusammensetzung von FluidSolids bestimmt war, wandte sich Beat Karrer der Verwendung des biopolymeren Materials in der Praxis zu. Zunächst galt es, die nötigen finanziellen Mittel zu beschaffen, das Mitarbeiterteam zusammenzustellen und die Maschinen zur Fertigung aufzubauen und funktionsbereit zu machen. Daraufhin gestaltete Karrer eine Schüssel und einen Hocker. Diese beiden Entwürfe zeugen anschaulich von der grossen Bandbreite an gestalterischen Möglichkeiten, die der Werkstoff FluidSolids bei der Farbgebung und Wahl der Oberflächenstruktur bietet. Zudem lassen diese Produkte erkennen, welch präzise Formen aus dem Material gegossen werden können. Die Bauweise des Hockers ist überzeugend: Dank der Verwendung von FluidSolids können die Holzbeine direkt während des Giessprozesses mit der Sitzfläche verbunden werden – und zwar ohne, dass zur Fixierung Leim, Schrauben oder andere Hilfsmittel benötigt würden. Für diesen überzeugenden Entwurf erhielt Karrer den Materialica Design + Technlogy Award 2011 in der Kategorie CO2-Effizienz.

FluidSolids ist in seinen Eigenschaften auf Herz und Nieren geprüft worden: Das neue biopolymere Material, während es extrudiert wird (oben) und während eines Zugfestigkeitstests (unten)

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FluidSolids ist in seinen Eigenschaften auf Herz und Nieren geprüft worden: Das neue biopolymere Material, während es extrudiert wird (oben) und während eines Zugfestigkeitstests (unten)

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Mit dieser Auszeichnung fand auch eine Eigenschaft von FluidSolids Anerkennung, die in der Anwendung zentral ist. Karrer erklärt: „Wir Designer bevorzugen Werkstoffe, mit denen sich unsere gestalterische Idee oder unser gestalterisches Konzept ohne Abstriche umsetzen lässt, statt umgekehrt das Design den Eigenschaften des Werkstoffs anpassen zu müssen. Meist arbeiten Designer mit Halbfabrikaten und gelangen dabei oft den Punkt, wo das Design verändert und der Charakteristik des vorgegebenen Werkstoffs angepasst werden muss.“ Mit FluidSolids kann die gestalterische Vision des Designers kompromisslos realisiert werden. Ausserdem wird für die Herstellung und Weiterverarbeitung von FluidSolids wenig Energie benötigt. Der Werkstoff ist zudem völlig giftfrei und problemlos kompostierbar.

Karrers preisgekrönter „FS Stool“, dessen Beine im Giessverfahren ohne Leim, Schrauben oder andere Hilfsmittel fixiert werden können, sowie Karres „FS Bowl“, die sich wie Holz anfühlt, aufgrund der fliessenden Form aber auch an Plastik erinnert

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Karrers preisgekrönter „FS Stool“, dessen Beine im Giessverfahren ohne Leim, Schrauben oder andere Hilfsmittel fixiert werden können, sowie Karres „FS Bowl“, die sich wie Holz anfühlt, aufgrund der fliessenden Form aber auch an Plastik erinnert

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An der Mailänder Möbelmesse 2012 wurde erstmals ein aus dem Werkstoff FluidSolids gefertigtes Produkt in der Öffentlichkeit präsentiert – und zwar in Form des Architonic Concept Space IV. Aus FluidSolids wurde ein gleichförmiges, sich wiederholendes Grundelement geformt. Durch die Kombination einzelner Grundelemente entstehen Arrangements mit einer ausgeprägt räumlichen Wirkung. Unter den Messebesuchern in Mailand rief die Installation erhebliches Interesse hervor. Der Concept Space IV wurde in der Folge auch an verschiedenen weiteren, internationalen Fachmessen aufgebaut. Die Einzelteile, die alle in Anthrazit, der Hauptfarbe im Markenauftritt von Architonic gehalten sind, wurden dabei jedes Mal in einer neuen Anordnung zusammengesetzt, individuell angepasst an die räumlichen Begebenheiten des jeweiligen Messestandes und seiner Umgebung. In der Flexibilität des Systems kommt sinnbildlich auch eine der herausragenden Eigenschaften des Werkstoffs FluidSolids zum Ausdruck: seine maximale Anpassungsfähigkeit.

Aus dem Material FluidSolids lassen sich räumlich wirkende Installationen wie der Architonic Concept Space IV hergestellen (zuoberst). Eines der gleichförmigen, sich wiederholenden Elemente des Concept Spaces während des Giessverfahrens (oben)

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Aus dem Material FluidSolids lassen sich räumlich wirkende Installationen wie der Architonic Concept Space IV hergestellen (zuoberst). Eines der gleichförmigen, sich wiederholenden Elemente des Concept Spaces während des Giessverfahrens (oben)

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Karrer besitzt für FluidSolids mehrere Patente. Diese erlauben es seinem Unternehmen, aus dem innovativen Werkstoff Produkte herzustellen und den Werkstoff als solchen zu verkaufen. Karrer blickt daher optimistisch in die Zukunft. Ein Projekt mit einem Partner aus China ist bereits angelaufen: Eine neue Generation von Schaufensterpuppen, bei deren Herstellung vollständig auf Polyester und Fiberglas verzichtet werden kann, soll auf den Markt gebracht werden. Die Produktion läuft vorerst in der Schweiz an. Es existieren jedoch Pläne für eine Fabrik in China, welche die Herstellung der Schaufensterpuppen in grösserem Massstab ermöglicht. Parallel dazu arbeitet Karrer an einer neuen Herstellungstechnik für FluidSolids, welche die Produktion des Werkstoffes auf einer noch industrielleren Basis ermöglicht und sich für die Fertigung von Produkten in Grossserie eignet.

Wer auch immer den diesjährigen Design Preis Schweiz gewinnen wird; eine Sache ist sicher: FluidSolids ist zwar äusserst flexibel einsetzbar, am Firmament der Werkstoffe wird sich das Material jedoch rasch als Fixstern etablieren.

Here, there and everywhere: FluidSolids wurde an der Skopje Design Week ausgestellt (ganz oben) und Beat Karrer mit seinem Wundermaterial in seinem Studio in Zürich (oben)

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Here, there and everywhere: FluidSolids wurde an der Skopje Design Week ausgestellt (ganz oben) und Beat Karrer mit seinem Wundermaterial in seinem Studio in Zürich (oben)

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