Fünf Highlights der Zurich Design Weeks 2023
Text von Simon Keane-Cowell
Zürich, Schweiz
02.11.23
Die dritte Ausgabe der grössten Designveranstaltung der Schweiz brachte aufstrebende Talente und etablierte Namen zusammen, um Themen wie Kreislaufwirtschaft, Ortsgestaltung und zeitgenössische Designpraxis unter die Lupe zu nehmen.
Zurich Design Weeks empfing Besucher:innen wieder an verschiedenen Orten in der Schweizer Hauptstadt – als HQ fungierte das Museum für Gestaltung (oben). Installation 'Soft Wall', Marie Schumann und Simon Züger x Christian Fischbacher. Foto: Dominik Meier
Zurich Design Weeks empfing Besucher:innen wieder an verschiedenen Orten in der Schweizer Hauptstadt – als HQ fungierte das Museum für Gestaltung (oben). Installation 'Soft Wall', Marie Schumann und Simon Züger x Christian Fischbacher. Foto: Dominik Meier
×Der Name ist ehrgeizig: Zurich Design Weeks. Gerade als Sie dachten, Sie hätten Ihre Kapazitäten für internationale Messebesuche und andere Arbeitsreisen ausgeschöpft, kommt ein weiteres Designevent, das um Ihre kostbare berufliche Zeit und Energie buhlt. Nur diesmal ist es Plural. Nur eine Woche? Pah. Warum nicht gleich ein paar!
Die 20-tägige Veranstaltung der ZDW, deren dritte Ausgabe kürzlich zu Ende ging, mag zwar zeitlich ausgedehnt sein, ist aber keineswegs schlaff. Die geschickte Verquickung von Kultur und Kommerz, die über ihr Gewicht hinausgeht, bietet eine erlesene Auswahl an Schweizer Marken, von jungen Designer:innen konzipierte Installationen, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen und Student:innenarbeiten. Es ist auch eine Übung in der Gestaltung von Orten (mit dem ZDW-Programm, das an verschiedenen Locations in der Stadt, sowohl drinnen als auch draussen, stattfindet), die gekonnt beweist, dass zeitgenössisches Zürcher und damit auch Schweizer Design mehr ist als nur saubere Typografie.
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Zu den Projekten im DBZ gehörten der Solarofen „ELECTRYON“ der Architekt:innen Alias & Comte/Meuwly (unten) und eine Installation des Künstlerduos honey & bunny (oben), die unser Verhältnis zum Essen hinterfragte. Fotos: Lea Della Zassa
Zu den Projekten im DBZ gehörten der Solarofen „ELECTRYON“ der Architekt:innen Alias & Comte/Meuwly (unten) und eine Installation des Künstlerduos honey & bunny (oben), die unser Verhältnis zum Essen hinterfragte. Fotos: Lea Della Zassa
×Design Biennale Zürich
Die vierte Ausgabe dieser Outdoor-Ausstellung von ideenreichen, experimentellen Design-Installationen im charakteristischen Alten Botanischen Garten in Zürich zeigte ihre bisher klarste Ausrichtung. Die Design Biennale Zürich 2023 wählte als Untertitel den dynamischen Ein-Wort-Aufruf SHIFT, der vielleicht durch den neuen, namhaften Sponsor Swiss Re gestärkt wurde. Der klare Aufruf zum Wandel wurde in einer Reihe von Beiträgen internationaler Designer:innen und Künstler:innen umgesetzt, die sich mit so dringenden Themen wie Klimawandel, Upcycling und Lebensmittelverschwendung befassten.
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In einer temporären Lagerhalle im Herzen des pulsierenden Zürcher Kreises 4 demonstrierten einige Schweizer Pioniere der Kreislaufwirtschaft, wie „Zero Waste“-Produkte realisiert werden können. Fotos: Kairos Studio & Oliver Kummerli
In einer temporären Lagerhalle im Herzen des pulsierenden Zürcher Kreises 4 demonstrierten einige Schweizer Pioniere der Kreislaufwirtschaft, wie „Zero Waste“-Produkte realisiert werden können. Fotos: Kairos Studio & Oliver Kummerli
×Design for Circularity
Unter den experimentellen, konzeptionellen und spekulativen Angeboten, die einen grossen Teil der ZDW ausmachten – und die alle, so könnte man argumentieren, für die Schaffung neuen Wissens und die Kultivierung neuer Formen der Praxis von wesentlicher Bedeutung sind – befand sich ein überzeugendes Bündel von Inhalten mit dem Titel „Design for Circularity.“ In Form einer Ausstellung und einer kurzen Reihe von Podiumsdiskussionen präsentierte die Initiative – das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen einer Reihe bahnbrechender Mode- und Lifestyle-Marken, darunter Qwstion und Freitag – ehrgeizige und innovative Ansätze, um das lineare Modell, wie wir heute mit Ressourcen umgehen, zu durchbrechen. Mit ihrem Bestreben, das Design von Dingen zu überdenken und Materialkreisläufe zu schliessen, sind diese Unternehmen ein wichtiger Wegweiser für die Designbranche insgesamt, auch wenn sie zugeben, dass noch viel zu tun ist.
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Repair Revolution!
Die Ausstellung „Repair Revolution!“ im Museum für Gestaltung in Zürich ist mehr eine offene Werkstatt als eine Ausstellung. Ja, wir wissen, dass wir den Kreislauf in unserer Materialwirtschaft schliessen müssen, wenn wir den Verbrauch reduzieren und die Lebensdauer der Produkte, die wir verbrauchen, verlängern wollen. Eine wichtige Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Reparatur. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sie repariert werden können, was natürlich in ihr Design integriert werden muss. Besucher:innen wurden ermutigt, persönliche reparaturbedürftige Gegenstände ins Museum zu bringen, wo sie von Fachleuten bearbeitet wurden; gleichzeitig dient „Repair Revolution!“ als Informationsbörse über Reparaturstellen in der Stadt.
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Die in „The Office“ ausgestellten Werke reichten von Ready-made und spielerischen bis hin zu technischen und minimalistischen Objekten und Möbeln, um Visionen und Erkundungsprozesse zu offenbaren. Fotos: Kairos Studio & Oliver Kummerli
Die in „The Office“ ausgestellten Werke reichten von Ready-made und spielerischen bis hin zu technischen und minimalistischen Objekten und Möbeln, um Visionen und Erkundungsprozesse zu offenbaren. Fotos: Kairos Studio & Oliver Kummerli
×The Office: Raw Senses
Das Schweizer Kollektiv Raw Senses, das sich zum Ziel gesetzt hat, „neue Designvisionen zu fördern und zu unterstützen“, indem es sich in temporären Ausstellungsräumen präsentiert, hat sich während der ZDW im 13. Stock eines leerstehenden Bürogebäudes im Westen der Stadt niedergelassen und eine Ausstellung mit dem wörtlichen Namen „The Office.“ Die zeitgenössische kreative Praxis mit dem Schwerpunkt auf Experimentieren, Interdisziplinarität und Zusammenarbeit wurde in den Arbeiten von fast zwei Dutzend Architekt:innen und Designer:innen untersucht, deren Möbel und andere Objekte speziell im Hinblick auf die Idee der offenen Raumtypologie kuratiert worden waren. Den Organisator:innen gelang es, eine ordentliche Ansammlung von faszinierenden Prototypen, Galeriestücken und massgefertigten Möbeln in einer Ausstellung zusammenzustellen, die in ihrer Gesamtheit absolut mehr war als die Summe ihrer Teile.
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„Der zweibeinige Stuhl“ untersuchte Sprache und Vernunft, Objekt und Wissenschaft, um das Dilemma zu lösen, wie etwas aus dem Nichts entstehen kann. Fotos: Galerie Mark Müller
„Der zweibeinige Stuhl“ untersuchte Sprache und Vernunft, Objekt und Wissenschaft, um das Dilemma zu lösen, wie etwas aus dem Nichts entstehen kann. Fotos: Galerie Mark Müller
×The Two-Legged Chair (Der Zweibeinige Stuhl)
Und zu guter Letzt (und nicht offiziell Teil der ZDW, aber dennoch erwähnenswert) gab es eine wahrhaft interdisziplinäre Ausstellung mit dem Titel „The Two-Legged Chair" in der Galerie Mark Müller, die durch die Arbeit von Architekt:innen, Designer:innen, Grafiker:innen und anderen den Gedanken der Überwindung der Logik der Funktion untersuchte – wie der Name schon sagt. Durch eine Reihe von Installationen mit ausgeprägter haptischer Qualität wurde der Gesamteffekt zu einer Art Landschaft mit übergosser Wirkung. Beeindruckende Sache.
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© Architonic
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