Geschmacksverstärker: Neue Bars und Restaurants
Text von Simon Keane-Cowell
Zürich, Schweiz
11.12.17
Im digitalen Zeitalter sind Bars und Restaurants Bastionen, und zwar nicht nur für exquisites Essen und Trinken, sondern auch für gutes altes soziales Netzwerken in Echtzeit. Während begnadete Küchenchefs die Sinne nähren, sorgen experimentierfreudige Architekten auf der ganzen Welt für unvergessliche Kulissen.
Wir leben zwar in einer zunehmend atomisierten Welt – mit (zumindest im Westen) so vielen Einfamilienhäusern (und so viel Einsamkeit) wie nie zuvor – grundsätzlich aber sind und bleiben wir soziale Tiere. Wenn wir mit anderen Menschen zusammenkommen, um soziale Bindungen zu festigen und soziale Identitäten zu untermauern, findet das sehr häufig im Rahmen der täglichen Rituale des Essens und Trinkens statt. Man ist, was man isst, heisst es. Man könnte aber auch sagen: Du isst, damit du bist.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich der globale Gastgewerbesektor trotz der beispiellosen geopolitischen Unsicherheit in den letzten Jahren als recht widerstandsfähig erwiesen hat. Vor allem im äusserst lebendigen Bereich der Restaurants und Bars bieten sich Innenarchitekten und Designern hervorragende kreative Möglichkeiten. Je beunruhigender die Zeiten sind, in denen wir leben, desto grösser scheint der Drang, tröstliche Gesellschaft zu suchen.
Wenn wir jetzt noch die bevorstehende festliche Jahreszeit berücksichtigen, die umsatzstärkste Zeit für Restaurants und Bars, dann haben wir den perfekten Anlass für eine Übersicht über kürzlich fertiggestellte Lokale, die sowohl ein unvergessliches Erlebnis als auch einen anständigen Drink bieten.
01
Leo's, the Arts Club
London, Vereinigtes Königreich
2017
Für ihr neuestes Projekt, einen Dinner-Club im Members-only Arts Club auf der Londoner Dover Street, verwandelte das Mailänder Dimorestudio die untere Etage des georgianischen Stadthauses in einen üppigen Ess- und Clubraum voller spiegelnder Oberflächen und orientalischer Motive.
02
Sean Connolly at Dubai Opera
Dubai, Vereinigte Arabische Emirate
2017
Eine gekachelte Bogendecke zieht den Blick nach oben im Restaurant Sean Connolly at Dubai Opera – entworfen vom multidisziplinären australischen Büro Alexander & Co – und dient als konzeptioneller Vorraum für die Open-Air-Bar und den Sky Garden, die den Blick auf die aufsteigende Vertikale des angrenzenden Burj Khalifa freigeben.
03
Westlight
New York City, Vereinigte Staaten von Amerika
2016
Bei den meisten Rooftop-Bars dreht sich alles um die Aussicht. Im Westlight in Williamsburg – entworfen von Studio Munge aus Toronto – arbeitet das verführerische Interieur mit viel Samt, Leder und Stein jedoch gut gegen den markanten Ausblick auf Manhattan Island an.
04
The Penny Drop
Melbourne, Australien
2017
Runde Formen bestimmen das Bild im Café-Restaurant The Penny Drop in Melbourne – entworfen vom australischen Büro Golden –, eine Anspielung auf die Lage direkt unter dem neuen Gebäude des australischen Finanzamtes. Die materielle Textur wird durch Granit, helle Hölzer und Messing erzeugt.
05
The Katharine
Winston-Salem, Vereinigte Staaten von Amerika
2016
Wenn etwas in North Carolina ist, dann hat es natürlich mit Tabak zu tun. Das in Brooklyn ansässige Büro Jun Aizaki Architecture & Design verwandelte die Räumlichkeiten einer ehemaligen Tabakfirma in das Lokal The Katharine. Das Restaurant mit Bar spricht die Materialsprache der klassischen Brasserie: Messinggeländer, dunkles Holz, Leder – aber mit einem deutlich modernen Charakter.
06
Eneko at One Aldwych
London, Vereinigtes Königreich
2016
Im Mittelpunkt des Auftrags für das Londoner Restaurant Eneko at One Aldwych stand die Maximierung des Tageslichteinfalls in den Raum, um die Lage im Untergeschoss zu kompensieren. Das Londoner Büro Casson Mann riss dafür eine ganze Etage ein und schuf einen grossen Lichtschacht, in den ein neues Zwischengeschoss und eine schwebende Treppe eingezogen wurden.
07
The Beekman
New York City, Vereinigte Staaten von Amerika
2016
Da die Arbeitswelt zunehmend digitaler wird und immer weniger zentralisiert ist, bieten ältere Bürogebäude in städtischen Gebieten, die traditionell Geschäftsviertel waren, wertvolle Möglichkeiten für die Umnutzung. Das Martin Brudnizki Design Studio, mit Sitz in London und New York, verwandelte ein Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert im Financial District von Manhattan – ursprünglich als Anwaltskanzlei erbaut – in das opulente Beekman Hotel. Das ursprüngliche Atrium wurde zur Lobby mit Bar des neuen Hauses ausgebaut.
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