Kengo Kuma nimmt Platz

Es erscheint wie bittere Ironie, dass das Stadion des japanischen Architekten Kengo Kuma für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 bereits überpünktlich im Jahr 2019 fertiggestellt wurde (kein verzweifeltes Rennen gegen die Zeit) – nur um wegen der Verschiebung der Veranstaltung bis zum nächsten Jahr eingemottet zu werden.

Aber was lange währt, wird endlich gut. Und wenn Vorfreude wirklich die schönste Freude ist, dann lassen Sie uns diese geniessen. Mit dem Verweis auf die traditionelle japanische Bauweise durch Holzlattenverkleidung und der Verbindung mit der Natur durch die eindrucksvolle, architektonische Begrünung drückt das Gebäude eine Art der Langsamkeit aus, die der Geschwindigkeit der bald konkurrierenden Athleten im Inneren entgegensteht.

Das Stadion ist nur das jüngste von Kumas gefeierten Werken, das von Wohnprojekten über Bürogebäude bis hin zu regenerativen kulturellen Stätten wie der Cité des Arts et de la Culture in Besançon und dem neuen Franchise-Unternehmen des V&A-Museums in Dundee reicht. Der gemeinsame Nenner, über die Verwendung natürlicher Materialien und die Manipulation von Licht zu einer Quasi-Transparenz hinaus, ist ihre Konzeption als Gesamtkunstwerk.

Für Kuma gibt es wenig oder keine Abgrenzung zwischen den Disziplinen Architektur, Innenarchitektur und Produktdesign. Das Mobiliar, das in seinen Projekten installiert wird, stammt in den meisten Fällen vom Architekten selbst und ist spezifisch für die Artikulation der Konzepte dieser Projekte, sowohl in Bezug auf den Raum als auch auf die Erzählung der Geschichte. Stühle, Tische und Sofas werden für sich genommen zu mikro-architektonischen Schemata.

Als langjähriger Partner von Kuma hat der japanische, handwerklich orientierte Möbelhersteller Time & Style seit über einem Jahrzehnt nicht nur seine massgeschneiderten Entwürfe produziert, sondern auch eine ganze Reihe von ihnen in die Serienproduktion gebracht. In einem kürzlich erschienenen Artikel, den ich über das Unternehmen geschrieben habe und der sich um einen Besuch in dem für Europa wegweisenden Showroom in Amsterdam drehte, beschrieb ich den Eigentümer und Kreativdirektor Ryutaro Yoshida unter anderem als einen Architekturbewahrer (der Showroom befindet sich in einer ehemaligen Polizeistation aus dem 19. Jahrhundert. Klicken Sie unten, um die Story zu lesen).

Fügen Sie dem noch einen Design-Hüter hinzu: Denn was die Marke tut, indem sie Kumas einzigartige Designs auf den Markt bringt, ist die Bewahrung eines weniger unmittelbar sichtbaren Teils seines kreativen Vermächtnisses.

Die Partnerschaft mit Kengo Kuma and Associates begann 2009 in Form des NC-Stuhls, der speziell für das Nezu-Café auf dem Gelände des Nezu-Museums in Tokio hergestellt wurde. Im folgenden Jahr wurde Time & Style mit der Herstellung des GC-Stuhls für Kumas GC Prostho Museum Research Center in Kasugai beauftragt, welcher einen formalen und materiellen Dialog mit der holzpuzzleartigen Inneninstallation des Architekten führt, die sich über den gesamten Raum erstreckt.

Seither wurden Sofas und andere Elemente für eine Reihe von Projekten u. a. im Gesundheitssektor entworfen – namentlich für das Green Hospital in Tokyo und das Narita Rehabilitation Hospital in Narita am östlichen Stadtrand der japanischen Hauptstadt.

Trotz seines vollen Terminkalenders gelang es mir, mit Kengo Kuma über seine laufende Zusammenarbeit mit Time & Style zu sprechen und ihn über die Beziehung zwischen der Gestaltung des Makro- und des Mikrobereichs zu befragen.

Was motiviert Sie, Möbel für Ihre Architekturprojekte selbst zu entwerfen?

Ich betrachte mich nicht als Gestalter von Architektur, sondern als Gestalter des Lebens der Menschen. Da Möbel nahe am menschlichen Körper sind, sind sie oft wichtiger für unser Leben als die Architektur.


Wie architektonisch aktiv sind Möbelprodukte für Sie im Hinblick auf die Funktion, die sie erfüllen?

Möbel vermitteln zwischen dem menschlichen Körper und dem Raum. Wenn Möbel anders sind, sieht der Raum auch anders aus und fühlt sich anders an.

An welchem Punkt im Prozess der Entwicklung eines Raumes beginnen Sie, über die Möbel die verwendet werden sollen nachzudenken?

Um ehrlich zu sein, beginne ich in der letzten Phase der Raumgestaltung mit dem Entwurf von Möbeln oder mit der Auswahl der Möbel. Es ist schwierig, mit dem Entwurf von Möbeln zu beginnen, bevor das Bild des Raumes bis zu einem gewissen Grad konkret wird.


Wie verhalten sich die kreativen Prozesse der Architektur und des Produktdesigns im Vergleich?

Grundsätzlich gibt es keinen wesentlichen Unterschied zwischen Architektur und Produktdesign, denn beide sind Mittler zwischen dem menschlichen Körper und der Welt.

Wie kam es zu Ihrer Beziehung mit Time & Style?

Ich habe mich schon immer dafür interessiert, wie Time & Style Produkte herstellt. Als man mich also bat, mit ihnen zusammenzuarbeiten, habe ich sofort zugesagt.


Was sind die wichtigsten Dinge, die Sie durch Ihre Zusammenarbeit mit Time & Style für ihre eigene Arbeitsweise gelernt haben?

Ich habe gelernt, wieviel Freude es macht, Möbel sorgfältig zu entwerfen und mir dabei Zeit zu nehmen. Da wir beide Perfektionisten sind, nehmen wir uns Zeit und bauen viele Modelle, um die endgültige Form zu finden. In manchen Fällen kann es sogar länger dauern als der eigentliche architektonische Entwurf.

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