Ein Mittsommernachtstraum wird wahr: Skargaarden

Der schwedische Schärengarten, der sich etwa 60 Kilometer nördlich und südlich von Stockholm erstreckt, besteht aus über 20.000 Inseln. Jahrhundertelang traf man hier hauptsächlich auf Fischer. Heute zieht es viele Schweden in den flüchtigen Sommern auf die Inseln, in ihre Ferienhäuser, wenn die niedrigen Hügel und Kieselstrände des Landes von der Sonne beschienen werden und sich für eine allzu kurze Saison die Ostsee unter dem wolkenlosen Himmel saphirblau und das Gras lebhaft grün färbt.

Der schwedische Begriff für Schärengarten ist Skargaarden – was auch der Name eines schwedischen Outdoormöbel-Unternehmens in Gävle, einer Stadt an der Ostseeküste, ist. Seine Mitbegründer, Jari Visuri und seine Frau Anna, hatten die Idee dazu während einer Geburtstagsfeier in einem Designhotel in Bali. “Das Hotel, das über grossartige Outdoormöbel verfügte, war ein wichtiger Teil unserer Inspiration", erinnert sich Jari. “Ich habe Design und Möbel schon immer geliebt. Obwohl ich immer zu akribisch war, und bei all meinen Schreiner- und Möbelbauprojekten in der Schule immer als Letzter fertig war, ist Zeichnen und Design zu meiner Leidenschaft geworden, als ich meinen Abschluss machte", fügt er fröhlich hinzu.

Das Paar, das Skargaarden 2008 mitgegründet hat, betreibt ein eigenes Designunternehmen namens Studio Norrlandet und lebt in Bönan, einem Fischerdorf an der schwedischen Küste. Die meiste Zeit des Jahres ist es windig, rau und dunkel. “Aus offensichtlichen Gründen ist es nicht für seine Outdoormöbel bekannt", betont er ironisch.

Skargaardens zurückhaltende Designs sind auch von den amerikanischen Shaker-Möbeln, dem Bauhaus und dem cleanen, an der Küste gelegenen Haus des Ehepaars – einem Neubau – inspiriert. “Unser Architekt liess sich vom Stahl House inspirieren, einem 1960 von Pierre Koenig entworfenen Case Study House in Los Angeles", so Jari. “Wir nutzen unsere Sommer, die nur acht bis zehn Wochen dauern, voll aus und stellen unsere Möbel hauptsächlich her, um diese kostbaren Momente zu zelebrieren".

Ihr Sofa Bönan, das 2018 auf den Markt kam, ist eine Hommage an das Dorf. Das von Jari und Anna gemeinsam entworfene modulare Sofasystem kann mit einem Couchtisch kombiniert werden. Wir haben es für uns entworfen, aber es funktioniert auch für andere", sagt Jari mit Understatement: Es ist das meistverkaufte Sofa der Firma. Mit seinem skelettartigen Gestell und den schlanken Beinen dominiert es seine Umgebung nicht.

“Unsere Möbel sind so gestaltet, dass sie nicht von der natürlichen Umgebung ablenken", sagt Jari. Wie viele der stilvollen und dennoch langlebigen Designs von Skargaarden sind sie mit einem hochwertigen, wasserfesten Stoff des französischen Stoffherstellers Sunbrella gepolstert. Insgesamt sind die Möbel von Skargaarden in neutralen Farben gehalten, die an die Landschaft des Schären-Archipels und die verwitterten Holzstege erinnern.

Dennoch verfügen sie über eine urbane Eleganz, die auf den renommierten Designmessen nicht unbemerkt geblieben ist. “Wir sind auf grosses Interesse gestossen, als wir 2014 auf der ICFF in New York ausstellten, was uns Zuversicht gab", erinnert sich Jari. Nach Skandinavien sind die USA der zweitgrösste Markt des Unternehmens; insgesamt exportiert Skargaarden seine Möbel in kleinem Massstab in rund 30 Länder.

Für die skandinavischen Designer, die zum Erfolg von Skargaarden beitragen, ist die raue Schönheit des ländlichen Skandinaviens ihre wichtigste Inspiration.

Ein weiterer Entwurf, das Sofa Anholt der dänischen Designerin Susanne Grønlund, ist nach einer Insel auf halbem Weg zwischen Schweden und Dänemark benannt. Sie erzählt mit Freude davon, wie die Insel nach einem Krieg zwischen den beiden Ländern in Dänemarks Besitz blieb: "Ihre Könige diskutierten über die Aufteilung der Territorien, vor ihnen eine Karte. Der dänische König stellte sein Bierglas auf Anholt. Der schwedische König bemerkte das nicht, sodass Anholt ein Teil Dänemarks blieb.”

Die Insel ist dafür bekannt, dass sie hauptsächlich aus Wüste besteht, die aber überraschend fruchtbar ist – ein Lebensraum für 400 Blumensorten. Das kastenförmige, bequeme Sofa Anholt hat eine "leichte, visuelle Optik", so die Designerin. “Es ist praktisch – leicht zu transportieren und zu verpacken. Die Armlehnen können abgenommen werden. Aber ich empfinde es auch als poetisch. Für mich ist es der Inbegriff des modernen dänischen Designs – bequem, einfach und funktional.” Es stellt sich heraus, dass Grønlund ein Fan des dänischenArchitekten und Designers Finn Juhl aus der Mitte des letzten Jahrhunderts ist.

Ein weiteres Stück, das Saltö-Sofa, bezieht sich direkt auf die Natur, erklärt seine Designerin Matilda Lindblom: "Es ist, wie wenn man im Winter einen Baum sieht – seine Form ist ebenso sichtbar wie die Struktur des Sofas. Mir gefällt der Kontrast im Sofa zwischen dem harten Gestell und den weichen Kissen. Es ist leicht, aber gleichzeitig auch stark, wie auch der Baum. Mir gefällt ausserdem, dass es wie ein Sofa für den Innenraum aussieht."

Eine informellere Option ist das Sofa Asker von Martin dos Santos, das aus Kissen ohne äusseren Rahmen besteht (es wird von einer inneren Aluminiumstruktur getragen). Benannt nach Asker, einem Stadtteil in der Nähe von Oslo, verfügt es über bequeme Kissen und dick gepolsterte Armlehnen, die viel Halt bieten.

“Es ist ein modulares Sofa – man kann es, ein bisschen wie Lego, zu einem ein-, zwei- oder dreisitzigen Sofa zusammenbauen", sagt der halb schwedische, halb portugiesische dos Santos. “Es ist recht einfach, aber sehr praktisch – man kann das Gore-Tex-ähnliche Gewebe mit Wasser bespritzen, und es trocknet in wenigen Minuten.”

Obwohl das Sofa Asker sehr beliebt ist auf schwedischen Verandas – perfekt für Freiluft-Mahlzeiten mit Flusskrebsen, die mit Wodka heruntergespült werden, kann er sich auch gut vorstellen “wie es komplette Terrassen an einem Swimmingpool in Italien oder Mallorca bedeckt. Es ist ein grosses, entspanntes Sofa, auf dem man einen Drink nehmen kann, während man den Sonnenuntergang betrachtet.”

So wie sich Skargaardens Möbel an natürlichen Formen und Farbtönen orientieren, so wird die Natur für die Menschen, die sich in ihr aufhalten, zu einem sich ständig verändernden Schauspiel.

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