Zwei Entwürfe, Ein Projekt
Text von Susanne Fritz
Schweiz
02.06.08
Die diesjährige Fussball-Europameisterschaft, die an je 4 Orten in der Schweiz und in Österreich ausgetragen wird, war auch Anlass für die Projektierung und Erneuerung einiger Stadien.
Die diesjährige Fussball-Europameisterschaft, die an je 4 Orten in der Schweiz und in Österreich ausgetragen wird, war auch Anlass für die Projektierung und Erneuerung einiger Stadien.
Das wohl ambitionierteste Projekt, das Hardturm Stadion in Zürich, konnte leider bis zum Beginn der EM 08 nicht realisiert werden und die Entwürfe zweier namhafter Zürcher Architekturbüros stehen zur Debatte.
Die Bauherrschaft teilen sich die Stadt Zürich und die Credit Suisse als zweitgrösste Schweizer Bank. Aus einem Wettbewerb gingen im Frühjahr 2002 Meili Peter mit Ihrem Entwurf als Sieger hervor und erhielten den Auftrag zur Weiterentwicklung. Ihr Entwurf sieht ein Fussballstadion mit Einkaufszentrum, Büros und Hotel vor. Eine polygonal geformte Tribüne sitzt auf einem Sockel, der diese Mantelnutzungen beherbergt.
Die Anwohner des Quartiers, die sich in einer Interessengemeinschaft organsiert haben, sehen in dieser Lösung mehrere Nachteile:
-Das Einkaufszentrum bringt ein erhöhtes Verkehrsaufkommen mit sich
-Die Höhe des Gebäudes verursacht einen beachtlichen Schattenwurf
-Die Grösse des Stadions wird als überdimensioniert erachtet
-Das Fussballfeld liegt 12 m über dem Boden was logistisch kompliziert ist
-Der Sockel wird ca. 1 m unter den Grundwasserspiegel gebaut, was kein unmittelbarer Nachteil ist, jedoch bewilligungspflichtig
Die kritische Haltung der Bevölkerung machte sich in den in der Schweiz nicht unüblichen Rekursen bemerkbar, die das Bauvorhaben so lange aufhielten, dass eine Fertigstellung bis zur EM unrealistisch wurde.
Für neuen Zündstoff sorgten Walter Wäschle (Architekturbüro Atelier WW) und Ernst Meier (Meier&Steinauer AG) mit einem neuen, innovativen Gegenentwurf:
Eine Duplexarena soll nicht nur den Anforderungen der Anwohner und der Fussballverein gerechter werden, sondern auch noch das Problem des von Obdachlosigkeit bedrohten Eishockey-Clubs lösen: Im Stadion befänden sich dann zwei Spielfelder für eine gemeinsame Nutzung von Fussball und Eishockey.
In diesem Stadion befänden sich ein Fussball- und ein Eishockeyspielfeld
In diesem Stadion befänden sich ein Fussball- und ein Eishockeyspielfeld
×Eine gemeinsame Nutzung des Stadions durch beide Sportarten brächte den Klubs die erheblichen Vorteile, dass die Infrastruktur zusammen genutzt werden kann und die Betriebs-und Baukosten sich auf drei Vereine verteilen.
Der Verzicht auf Mantelnutzung wie Shopping nud Hotel würde die Kosten verringern und den Prozess durch Vermeidung von Rekursen und gerichtlichen Instanzen beschleunigen.
Der Siegerentwurf stiess bei einigen Anwohnern auf Kritik
Der Siegerentwurf stiess bei einigen Anwohnern auf Kritik
×Die Credit Suisse als Grundstückseigentümer und Bauherr sowie die Stadt und Stadtpräsident Elmar Ledergerber selbst zeigen sich jedoch wenig entzückt.
Denn, so das Argument, eine Neuplanung des Gebäudes würde weitere 10 Jahre in Anspruch nehmen. Die Amtsperioden, in denen von Managern und Stadtpräsidenten Vorzeigeprojekte manifestieren können, dauern schliesslich nicht ewig: Das Hardturmstadion ist das „Grand Projet“ des Stadtpräsidenten, dessen Amtszeit in einem Jahr endet.