Kennen wir uns? USM

Ich wurde einmal von einem Freund als Designklassiker beschrieben.

Das war ein Kompliment und keine Beleidigung, verstehen Sie? (Oder zumindest habe ich den Kommentar so interpretiert.) Die Botschaft war eher "Du scheinst nie alt zu werden" als "Wir haben genug von deinem (müden) Gesicht."

Klassische Marken können ein bisschen wie Menschen sein. Vertrautheit kann umschlagen in das Gefühl, etwas in- und auswendig zu kennen. So innovativ und wegweisend das Produkt eines Herstellers, so unverwechselbar sein Angebot: Wir hören seiner Geschichte aufmerksam zu, konsumieren und legen sie dann in Gedanken ad acta.

Super. Verstanden. Danke.

Aber oft vergessen wir, dass eine Marke lebendig ist und dass sich ein Klassiker, auch wenn er für immer in die Designgeschichte eingegangen ist, ständig verändert – entweder durch neue Kontexte, in die er eingeführt wird, oder durch wohlbedachte Entwicklungen seines ursprünglichen Designs.

Nehmen wir zum Beispiel den Schweizer Premium-Hersteller USM und sein legendäres Möbelbausystem Haller. Das ultra-rationale, modulare System wurde von dem Ingenieur und damaligen CEO des Unternehmens, Paul Schärer, in Zusammenarbeit mit dem Architekten Fritz Haller entworfen. Design-Profis weltweit schätzen es seit seiner Markteinführung 1965 für die selbstbewusste und doch freundliche Ausdruckskraft und für die aussergewöhnliche Langlebigkeit des architektonisch anspruchsvollen, Exoskeletts. Die Zuschreibung "zeitlos" wird allzu schnell für Produkte verwendet, hier ist sie völlig angebracht.

USM Haller ist seit langem aus Arztpraxen und Anwaltskanzleien nicht mehr wegzudenken – so zumindest das Klischee im deutschsprachigen Raum. Sicherlich strahlt es Qualität, Zuverlässigkeit und – mit Verlaub – Seriosität aus. Keine Überraschungen. Oder etwa doch?

So legendär seine Produkte auch sein mögen – USM ist kein Produzent von Museumsstücken. Das Unternehmen schätzt zwar den kulturellen Status seiner Entwürfe, scheut aber nicht vor einer Weiterentwicklung zurück. Vorsichtig natürlich. "USM läuft nicht den Trends hinterher", so Thomas Dienes, Group Product Development Director. "Wir verfolgen keine kurzfristigen Lösungen. Wir sind vielmehr ein langfristiger Trendsetter, der an Innovationen im Hintergrund arbeitet."

Eine dieser Entwicklungen ist das preisgekrönte Haller E, bei dem das klassische Haller Programm durch eine integrierte Beleuchtung ergänzt wird. Das durch die Modularität erzeugte architektonische Spiel von Volumen und Hohlräumen wird noch gesteigert durch die Integration von energieeffizienten LED-Elementen, die eine doppelte Funktion erfüllen: Einerseits dienen sie dazu, durch zwei unterschiedliche Lichttemperaturen (die eine warm, die andere kühl) Atmosphäre zu schaffen; andererseits beleuchten sie die spezifischen Inhalte der Einheiten oder inszenieren sie sogar. Das Makro und das Mikro, wenn Sie so wollen.

Dahinter steckt jedoch noch mehr. Um die reduzierte USM-Ästhetik zu bewahren, die Architekten lieben gelernt haben, wurde die berühmte Kugel-Rohr-Konstruktion, die USM Haller so unverwechselbar macht, leicht modifiziert, damit der Strom sicher durch den Rahmen der Möbel fliessen kann. Eine Verkabelung ist nicht erforderlich. Darüber hinaus können äusserst diskrete USB-Ladegeräte integriert werden, die weitere Funktionen bieten.

Thomas Dienes räumt ein, dass Modifikationen an einem Produkt, das ein solch hohes Ansehen geniesst wie das Haller System, einen Spagat bedeuten: "Bei der Entwicklung eines Designklassikers geht es darum, die richtige Balance zu finden zwischen dem Erhalt seiner Grundprinzipien auf der einen Seite und der ständigen Verbesserung seiner Qualität sowie der Integration neuer und zukunftsweisender Technologien auf der anderen Seite – kein Job für Leute mit schwachen Nerven."

Eine weitere USM-Innovation ist das Online-Tool des 3D-Konfigurators. Ein offenes modulares System bedeutet unendliche Möglichkeiten bei der Verwendung von USM Haller (und USM Haller E); der Konfigurator ermöglicht es Architekten, Planern und anderen, Möbel zu entwerfen, die den Bedürfnissen ihrer Kunden im Hinblick auf den räumlichen Kontext sowie den utilitaristischen und ästhetischen Zweck entsprechen. Der schöpferische Akt wird somit zu einem Gemeinschaftsprojekt.

Das Tool unterstreicht auch die Tatsache, dass USM Haller an sich nie vorbei ist. Es ist stets erweiterbar (und sogar reduzierbar) und sowohl ein aktuelles Produkt als auch ein zukünftiges Projekt. Was es natürlich äusserst nachhaltig macht. Es gibt keinen USM Haller Friedhof, auf dem sich alte Einheiten zur Ruhe legen.

Auch die internen Arbeitsabläufe bei USM sind in puncto kreatives Denken offen. Unter Dienes hat sich dauerhaft eine Innovationskultur etabliert. "Wir konzentrieren uns auf Langfristiges, nicht auf Modeerscheinungen. Das bedeutet, dass wir tief über Logik und realen Wert nachdenken. Gleichzeitig vertrauen wir unserem Team und geben ihm den Raum und die Freiheit, neue Lösungen zu finden.“

USM ist nicht wieder in Mode. Es war immer in Mode.

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