Erfindergeist, Freundschaft und sogar eine Liebesgeschichte stecken hinter dem anhaltenden Erfolg der Traditionsmarke Villeroy & Boch. Ein Blick zurück in die Zukunft ...

Mit Hommage erinnert Villeroy & Boch seit mehr als zwei Jahrzehnten an die Anfänge des Badezimmers zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Nun bekommt die Kollektion aus Waschbecken, WCs und einer freistehenden Badewanne ein Farb-Update in mattem Schwarz

Family Affair: 275 Jahre Villeroy & Boch | Aktuelles

Mit Hommage erinnert Villeroy & Boch seit mehr als zwei Jahrzehnten an die Anfänge des Badezimmers zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Nun bekommt die Kollektion aus Waschbecken, WCs und einer freistehenden Badewanne ein Farb-Update in mattem Schwarz

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Nehmen wir an, es hätte nie einen französischen und von seiner Tätigkeit als Kanonenkugelgiesser frustrierten Herren namens François Boch gegeben. Nie hätte dieser Mann mit seinen Söhnen eine Töpferei im lothringischen Audin-le-Tiche eröffnet. Wie würde das moderne Badezimmer heute wohl aussehen?

Wir wissen es natürlich nicht. Aber wir wissen, dass Boch mit seinem Entschluss im Jahr 1748 gewissermassen den Grundstein dafür legt – obwohl er zunächst lediglich einfache Tontöpfe und Krüge herstellt. Der Betrieb floriert schnell, die Geschichte nimmt ihren Lauf. Auch weil es mithilfe neuer Rezepturen gelingt, helleres Steingut und aufwendigere Formen herzustellen, die dank ihrer Erschwinglichkeit gegenüber teurem Porzellan überzeugen.


Um der dominierenden englischen Industrie die Stirn bieten zu können, tut sich von Boch 1836 mit dem befreundeten Kaufmann und Geschirrfabrikanten Nicolas Villeroy zusammen


Nachdem der Gründer verstorben ist, beginnen die Söhne im luxemburgischen Septfontaines mit der frühindustriellen Serienproduktion. Hier entsteht 1770 das berühmte Geschirrdekor Brindille, das der Feder von Pierre-Joseph Boch entstammt und noch heute auf der Klassikerkollektion Vieux Luxembourg – inzwischen aus Porzellan – wiederzufinden ist.

Die Wurzeln der Marke liegen in der Herstellung von Tongefässen. Viele Entwicklungsetappen später verdankt sich der gute Ruf insbesondere dem hochwertigen Tafelporzellan: hier La Boule Memphis, ein komplettes Geschirrset, 1971 von Helen von Boch entworfen

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Die Wurzeln der Marke liegen in der Herstellung von Tongefässen. Viele Entwicklungsetappen später verdankt sich der gute Ruf insbesondere dem hochwertigen Tafelporzellan: hier La Boule Memphis, ein komplettes Geschirrset, 1971 von Helen von Boch entworfen

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Aus Boch wird Villeroy & Boch

Ein weiteres Mal können das Sortiment und mit ihm die Stückzahlen ausgebaut werden, als der Physiker und Chemiker Jean-François von Boch 1809 in der dritten Generation eine alte Abtei im saarländischen Mettlach – dem heutigen Firmensitz – zur modernen Fabrik umfunktioniert. Jedoch nicht ohne Konkurrenzdruck.

Um der dominierenden englischen Industrie die Stirn bieten zu können, tut sich von Boch 1836 mit dem befreundeten Kaufmann und Geschirrfabrikanten Nicolas Villeroy zusammen: Villeroy & Boch gehört von nun an die Zukunft – eine enge freundschaftliche und geschäftliche Bindung, die bald auch von der Liebe der Kinder Octavie Villeroy und Eugen von Boch zueinander beseelt werden soll.


Villeroy & Boch gehört von nun an die Zukunft – eine enge freundschaftliche und geschäftliche Bindung, die bald auch von der Liebe der Kinder Octavie Villeroy und Eugen von Boch zueinander beseelt werden soll


Letzterer ist es, der das Unternehmen schliesslich auf den Pfad der Fliesenproduktion bringt: Die Mettlacher Platte ist geboren und erobert ab Ende des 19. Jahrhunderts die Böden und Wände der Welt – in Bädern und Krankenhäusern genauso wie in Schlössern, Theatern und Kirchen, von Nord- und Osteuropa über die Türkei und Ägypten bis hin nach Nord- und Südamerika.

Ab 1899 spielt neben den Produkten für die Tischkultur die Produktion von Sanitärkeramik eine zunehmend wichtige Rolle

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Ab 1899 spielt neben den Produkten für die Tischkultur die Produktion von Sanitärkeramik eine zunehmend wichtige Rolle

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Zugleich erfolgt die Fokussierung auf Sanitärkeramik, auf Wannen und Toiletten, womit Villeroy & Boch ab 1899 konsequent an die bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts etablierte Fertigung von Waschgeschirr anknüpft. Parallel dazu entwickelt sich das Unternehmen in den Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts auch auf dem Gebiet der Tischkultur weiter.

Revolution im Bad: In einer Kollaboration mit dem Designer Luigi Colani entsteht 1975 die Idee, das Bad als wohnlichen Ort der Erholung neu zu definieren. Die Vision prägt die Badgestaltung folgender Jahrzehnte markenübergreifend

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Revolution im Bad: In einer Kollaboration mit dem Designer Luigi Colani entsteht 1975 die Idee, das Bad als wohnlichen Ort der Erholung neu zu definieren. Die Vision prägt die Badgestaltung folgender Jahrzehnte markenübergreifend

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Stilprägend, wegweisend

Zum Vorbild für das moderne Bad aber wird Villeroy & Boch im Jahr 1975, als eine Kollaboration mit dem Designer Luigi Colani den Funktionsraum Bad revolutionieren soll. Das Bad, so die Prämisse, ist von nun an organisch geformter und farbenfroher Wohlfühl- und Selbstentfaltungsort. Das Prinzip Wohnlichkeit im Bad? Ohne Colani kaum denkbar. Bis heute reihen sich zahlreiche Kollaborationen mit Designer:innen aneinander – unter ihnen Sebastian Conran, Christian Haas und Gesa Hansen. Begleitet werden ihre Entwürfe von technologischen Innovationen und Werkstoffentwicklungen, die immer minimalistischere und filigranere Formen erlauben.

Elemente der Natur: Mit Antao bietet Villeroy & Boch seit diesem Jahr eine Komplettbadkollektion nach dem Entwurf des Kölner Designduos kaschkasch an

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Elemente der Natur: Mit Antao bietet Villeroy & Boch seit diesem Jahr eine Komplettbadkollektion nach dem Entwurf des Kölner Designduos kaschkasch an

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Im Jubiläumsjahr 2023 kann Villeroy & Boch so auf eine besondere, 275 Jahre Know-how umfassende Gesamtbadkollektion stolz sein: Antao vom Kölner Duo kaschkasch. Inspiriert von der Natur, verkörpert sie deren erholsame Kraft.

Wie gut, dass François Boch kein Kanonenkugelgiesser geblieben ist.

© Architonic

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