Weishäupl – die Schirmherrschafter

Oskar Friedrich Weishäupl ist ein Pionier fürs Draussensein. Lange bevor in Deutschland ganze Wohnzimmer auf die Terrassen zogen, Outdoor-Dinner unter Baumdächer verlegt wurden und Sofas an Pools standen, träumte er vom wohnlichen Leben im Grünen. „Schon vor vierzig Jahren habe ich das „Leben draussen“ propagiert“, erzählt Oskar Friedrich Weishäupl. „Meine Philosophie war immer: Geht raus, lebt dort und tragt nicht nur die Kaffeetassen hinaus“. Zu dieser Zeit, in den frühen Siebzigern, werden Gartenmöbel bei Nichtgebrauch in Garagen, Keller und Abstellkammern geräumt. Gerade wurde der Monobloc erfunden, ein spritzgegossener Kunststoffstuhl, der als revolutionär günstiges und wetterfestes Möbel die Freiräume flutete. Gemütlichkeit und Stil? Fehlanzeige. Oskar Friedrich Weishäupl ist der festen Überzeugung, dass es auch anders geht.

Ein paar Jahre zuvor, 1969, hatte er mit seinem Studienfreund Bob Arnold das Unternehmen Weishäupl gegründet und ein modulares Regal entwickelt. Jetzt interessiert ihn der Gedanke, komfortables und gut gestaltetes Mobiliar für eine Existenz unter freiem Himmel zu produzieren. Vielleicht fällt ihm deshalb bei einer Motorradtour durch Italien eine besondere Szene auf. Auf dem Marktplatz Piazza d’Erbe in Verona entdeckt er grosse Sonnenschirme, die nicht nur Schatten für einzelne Personen boten, sondern für ganze Situationen.

Auf den Sonnenliegen unter den kleinen deutschen Sonnenschirmen hingegen muss man sich seinerzeit entscheiden, ob die Füsse oder das Gesicht im Schatten liegen sollten. Wandert die Sonne, rückt der Schirm hinterher und die klapprigen Konstruktionen aus Plastik halten kaum mehr als einer zarten Böe stand. Weishäupl ist überzeugt, dass die schattigen und robusten Qualitäten des Dolce Vita aus Verona auch in Deutschland Fuss fassen könnten und produziert in seiner Heimat Stephanskirchen 1974 den ersten Prototypen. Die Basis ist solide und hochwertig aus Holz gefertigt, der Schirm mit windstabilem Segeltuch bespannt – ähnlich wie bei den Modellen, die er in Italien gesehen hatte. Bei Konstruktion und Bau hilft ihm seine Ausbildung als Feinmechaniker und Werkzeugmacher. Im Sommer nimmt er seine Interpretation des Marktschirms mit auf die Sport und Gartenmesse Spoga – und erntet von vielen Besuchern erst einmal Kopfschütteln. Aber es gibt auch gegenteilige Reaktionen: Einige Möbelkunden verstehen die Idee vom grosszügig verschatteten Aussenraum mit Aufenthaltsqualität und bald gehen die ersten Aufträge ein.

Für Oskar Friedrich Weishäupl stellt sich mit dem ersten Schirm auch die Frage, was darunter stehen könnte. Möbel, die für eine langfristige Existenz im Garten und auf Balkonen gemacht waren, die Wind und Wetter standhielten, waren weitgehend unbekannt. „Die gab es nur im überdachten Bereich“, erklärt Weishäupl. „Im Freien hätte sich das niemand getraut.“ Auch hier liess sich der Visionär und Freiluftliebhaber nicht beirren und launchte ein Outdoor-Möbelprogramm für das es ebenfalls Courage und Expertise brauchte. Denn eine Sommersaison im Freien – inklusive Hitzetagen, Stürmen, Gartenpartys, Poolpausen, Freiluftdinnern, Nieselregen und Wolkenbrüchen – ist für ein Möbel eine Existenz unter Extrembedingungen.

Textilien und Werkstoffe sind Wind, Regen und Tau ausgesetzt, müssen starke Temperaturunterschiede überstehen und vor allem der Sonne standhalten, die Farben ausbleicht und vieles schnell verwittern lässt. Weishäupl kennt die Antwort auf die Anforderungen: bestmögliche Qualität. Bei der Herstellung genauso wie bei den Materialien. 1977 launcht Weishäupl seine erste Outdoor-Serie Classic aus langlebigem Teak und verzinktem Stahl die bis heute im Programm ist und Weishäupls Material-Schwerpunkt Holz fortsetzt. Über die Zeit kamen weitere Möbelserien hinzu, von modernen Aluminium-Möbeln über Outdoor-Lounges bis hin zu gemütlichen Essgruppen mit Lehnen aus anschmiegsamem Kordelgeflecht.

Mittlerweile wird das Unternehmen in zweiter Generation von Stefanie Weishäupl-Ehrl und Philipp Weishäupl geführt. Schirme sind Weishäupls konstantes Kernprodukt. Sie sind aus Holz oder Aluminium, mit mittigen oder seitlichen Armen ausgestattet, kommen in verschiedenen Formaten und bieten eine umfangreiche Stoffauswahl. Weishäupl hat ein Schirm-Portfolio aufgebaut, das für jede Situation ein passendes Modell bietet. Gemeinsam haben alle Ausführungen, dass sie bis heute in Oberbayern im Werk der Familie produziert werden und dass neben modernen Fertigungstechniken die Handarbeit und der Manufakturgedanke immer noch die Hauptrolle spielen.

Wer einen Weishäupl-Schirm kauft, hat sich für ein Produkt entschieden, das im besten Fall Generationen überdauert. Weishäupl bietet nicht nur Reparaturen und Reinigungen an, sondern auch den Ersatz des Schirmtextils. Wer umzieht, neues Gartenmobiliar anschafft oder schlichtweg eine Farbveränderung sucht, muss nicht neu kaufen, sondern tauscht einfach die Bespannung aus. Die Stoffe bezieht Weishäupl von Fachbetrieben mit jahrzehntelanger Segelmachertradition mit höchsten Ansprüchen an die technische Ausrüstung und Lichtbeständigkeit.

Weishäupl-Schirme stehen neben privaten Gärten und Terrassen in vielen Sterne-Hotels, schmücken Gärten und Dachterrassen namhafter Unternehmen und verhelfen öffentlichen und privaten Einrichtungen dank ihrer zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten zu einem individuellen Erscheinungsbild. Zu den namhaften Kunden zählen Schloss Elmau und Meseberg aber auch das VitraHaus in Weil am Rhein für dessen weitläufiges und bunt bestuhltes Gelände Weishäupl Sonnenschirme mit zwei unterschiedlichen Segmentfarben entwickelt hat. In dieser Ausführung erinnern die kuppelförmigen Pagodenschirme und der konische Klassiker-Schirm an die typische, zweifarbige Gestaltung von Zirkuszelten, die schon von Weitem gute Laune ankündigen. Die Kooperation mit dem renommierten Designspezialisten war so erfolgreich, dass die Linie 2023 als „Mixed Version“ dauerhaft ins Programm von Weishäupl übernommen wurde.

Es ist ein zeitloser Look, der als starker Kontrast inszeniert werden kann, aber auch dezent mit zurückhaltenden Tönen funktioniert, den Schirm dabei aber zum ästhetischen Protagonisten jedes Gartenmöbel-Ensembles macht. Und der nebenher auch exemplarisch für die kleinen (Farb-)Evolutionen im Portfolio von Weishäupl steht. Denn am Anfang der Unternehmensgeschichte waren die Sonnenschirme nur Weiss, dann kam Farbe ins Programm und 2003 führte Weishäupl sein mittlerweile legendäres Streifenmuster Multicolor ein. Mit ihrem ikonischen Charakter hat auch die neue Mixed-Version das Potential ein zukünftiger Evergreen im Unternehmenskatalog zu sein – oder auch der schönste Schirm auf der Gartenparty der nächsten Generation.

Ihre Designqualitäten hat die Schirmserie zuletzt auch in Mailand unter Beweis gestellt, wo sie im Rahmen der Design Week 2023 für farbige Akzente und schattige Plätze auf der Terrasse der DAAily Bar gesorgt hat.

© Architonic

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