Zeitraum denkt den Tisch neu: „Curtain entstand aus dem Reflex, sich von den architektonisch gedachten und auf Statikaspekte fokussierten Gestaltungsansätzen freizumachen“, so das Berliner Designstudio Läufer+Keichel, das für den Entwurf verantwortlich zeichnet.

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Die Wangen von Curtain werden erst aus einigen massgeschneiderten Elementen zu einem materialeffizienten Rohling zusammengesetzt und dann in der CNC-Fräse zu einer einzigen, fliessenden Bewegung. Mehr dazu im Video ...

Mit Massivholz hat sich Zeitraum ein Material zum Thema gemacht, das das Portfolio wie eine durchgängige Erzählung zusammenhält: Seit über drei Jahrzehnten arbeitet der Hersteller mit dem Naturmaterial und hat seine Potentiale in unzähligen Entwürfen ausgelotet. Trotzdem, das beweisen die Holzspezialisten immer wieder, ist da noch Raum für Überraschung und Innovation. Mit ihrem neuesten Wurf zeigen sie, wie wenig massiv Massivholz sein kann – und wie emotional und poetisch der Zugang zu ihrem Lieblingswerkstoff. Leicht, ja fast schwebend wirkt der Tisch Curtain, den das Berliner Designstudio Läufer+Keichel für Zeitraum entworfen hat.

Eine Geste mit Grandezza: Die fliessende Bewegung der Wangen steht im Kontrast zur klaren Geometrie des Tisches. Dadurch wird Curtain wird zum Protagonisten eines jeden Interieurs – ohne es zu dominieren

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Eine Geste mit Grandezza: Die fliessende Bewegung der Wangen steht im Kontrast zur klaren Geometrie des Tisches. Dadurch wird Curtain wird zum Protagonisten eines jeden Interieurs – ohne es zu dominieren

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Auf den ersten Blick lassen sich Material, Statik und Silhouette des Möbels kaum überein bringen. Die Holzplatte des massiven Tisches ruht auf zwei filigranen Wangen, die an ein vom Wind bewegtes Textil erinnern. Sie ersetzen die gewohnten vier Füsse und wirken unter der Platte wie Flügel: Die Fläche scheint in die Schwebe zu kommen. Auf den ersten Moment des Staunens folgt zwangsläufig die Frage nach der Konstruktion. Beantworten können das am besten die Designer von Curtain, Marcus Keichel und Julia Läufer: „Die Gestaltungsidee spielt mit dem Widerspruch, dass die Wangen belastet werden, aber so erscheinen, als wären sie aus einem fliessenden, weichen Material, wie einem Textil gefertigt. Die Welle ist aber statisch interessant, weil sie einen aussteifenden Charakter hat.“


Holz ist als Material der optimale Verbündete: Es macht die Spuren der Zeit zur Qualität und entwickelt mit seiner Patina einen individuellen Charme


Marcus Keichel und Julia Läufer haben schon einige Möbelfamilien für Zeitraum entworfen. 2015 lancierten sie ihr erstes Möbel bei dem oberbayrischen Traditionsunternehmen, seither ist die Zusammenarbeit zu einer beständigen Kooperation geworden. Das liegt auch daran, dass Designer und Hersteller viele Werte und Überzeugungen teilen. Für Zeitraum gehört seit seiner Gründung 1990 die nachhaltige und regionale Produktion zur Philosophie. Damals waren sie mit der Verbindung von ökologischem Denken und Handeln mit guter Form noch ein Pionier, heute profitieren sie von ihrer langjährigen Erfahrung. Auch für die Designer sind Haltung und Handlung in der Zusammenarbeit von Vorteil. „Als Designer ist man nicht auf sich selbst zurückgeworfen, wenn es darum geht einzuschätzen, ob eine Designlösung mehr oder weniger nachhaltig ist. Hier braucht es eine breiter abgesicherte Expertise in Sachen Materialien und Verfahren. Zeitraum hat da viel investiert und ist entsprechend weit vorn“, erklärt Marcus Keichel.

Die Tischplatten aus Massivholz weisen eine schlanke Plattenstärke von 27 Millimetern auf und können in Esche, Nussbaum, Kirsche oder Eiche mit einem durchlaufenden Holzbild gefertigt werden

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Die Tischplatten aus Massivholz weisen eine schlanke Plattenstärke von 27 Millimetern auf und können in Esche, Nussbaum, Kirsche oder Eiche mit einem durchlaufenden Holzbild gefertigt werden

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Mittlerweile hat Zeitraum mit dem Furniture Footprint sogar eine eigene Nachhaltigkeitsbewertung für seine Möbel entwickelt. „Nicht immer ist ein natürliches Erzeugnis ein „gutes Produkt“ im Sinne einer nachhaltigen Wertschöpfung“, erklärt der Hersteller. Berücksichtigt werden müssen ökonomische, ökologische und soziale Aspekte in allen Lebensphasen – was auch die Verwertbarkeit am Ende des Produktlebens mit einschliesst. Das versucht Zeitraum allerdings lange herauszuzögern. Mehrere Generationen sollte ein Möbel seine Nutzer begleiten. Holz ist da als Material der optimale Verbündete. Es macht die Spuren der Zeit zur Qualität und entwickelt mit seiner Patina einen individuellen Charme. Damit die Möbel die Menschen lange begleiten, setzen Zeitraum und seine Designer auf ikonische Silhouetten, die nicht aus der Zeit geraten.

Eine Momentaufnahme zwischen Bewegung und Ruhe: Über der skulpturalen Welle scheint die schlanke Platte in die Schwebe zu geraten

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Eine Momentaufnahme zwischen Bewegung und Ruhe: Über der skulpturalen Welle scheint die schlanke Platte in die Schwebe zu geraten

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Bei der Entwicklung von Curtain hatte sich Läufer+Keichel die Massgabe gesetzt, den Tisch anders zu denken. Fernab des Archetypus, der aus einer Platte und vier Beinen besteht, gingen sie erst einmal motivhaft an die Gestaltung. „Curtain entstand aus dem Reflex, sich von den architektonisch gedachten und auf Statik-Aspekte fokussierten Gestaltungsansätzen freizumachen.“ erläutert Marcus Keichel. Als Läufer+Keichel dem Team von Zeitraum ihre Ideen für einen neuen Tisch vorstellten, war er zuerst eher ein exemplarisches Beispiel für ein Neudenken. „Wir waren nicht davon ausgegangen, dass dieser Entwurf den Zuschlag bekommt – Zeitraum war aber gleich begeistert.“ erinnert der Designer sich. Im nächsten Schritt ging es darum, Curtain in die Realität zu holen und eine zur Unternehmensphilosophie passende Produktion zu ermöglichen.

Julia Läufer und Marcus Keichel führen ihr Studio in Berlin. Für Zeitraum haben sie schon einige Möbelfamilien entworfen, die alle auf der grundlegenden Idee basieren, eine nachhaltige Beziehung zwischen Möbel und Mensch zu etablieren

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Julia Läufer und Marcus Keichel führen ihr Studio in Berlin. Für Zeitraum haben sie schon einige Möbelfamilien entworfen, die alle auf der grundlegenden Idee basieren, eine nachhaltige Beziehung zwischen Möbel und Mensch zu etablieren

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Zeitraum stellt seine Möbel mit einem minimalen Einsatz von Ressourcen her, und moderne Fertigungsverfahren leisten mittlerweile einen wichtigen Beitrag zur Materialeffizienz. Bei Curtain konnten die Wangen mit einer CNC-Fräse produziert werden. „Schichtholzteile in dieser Grösse wären mit dem Nachhaltigkeitsanspruch nicht vereinbar gewesen, weil hier grössere Mengen Klebstoff zum Einsatz gekommen wären“, erklärt Marcus Keichel. „Massivholz war die richtige Wahl. Man darf sich die Herstellung allerdings nicht so vorstellen, dass die Welle einfach aus einem dicken Holzklotz herausgefräst wird. Der Rohling wird aus kleineren Teilen so zusammengesetzt, dass so wenig Frässpäne wie möglich anfallen.“ Es ist ein fast bildhauerischer Akt, der allerdings präzise von einer Maschine umgesetzt wird. Das Finish erfolgt von Hand, erst mit dem Abschleifen und dem Ölen entsteht die perfekte Welle, die die Grenzen der Physik auszuloten scheint und das massive Material der organischen Form unterwirft. Eine gelungene Symbiose aus Vision, Handwerkskunst und Präzision – die gleichzeitig den Nachhaltigkeitsaspekt des Unternehmens respektiert und bewahrt. Eben klassisch Zeitraum.

© Architonic

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