Photographer: Thorsten Klapsch
Photographer: Thorsten Klapsch
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Die Lage
Das Haus liegt direkt an der Grenze der zum Weltkulturerbe erklärten Potsdamer Kulturlandschaft. Ursprünglich befanden sich auf dem Grundstück eine Reihe von Gewächshäusern, die zu der Gärtnerei einer in der Nachbarschaft befindlichen Villa gehörten. Es war der Wunsch der Stadt Potsdam, diese Grenze durch eine Bebauung in einer zeitgemäßen Architektursprache deutlich zu machen. Das Denkmalschutzamt wurde in die Planung einbezogen.
Kubus und textile Hülle
Das Wohnhaus in Stahlbauweise stellt sich als einfacher zweigeschossiger Kubus dar. Die Innenwände und Decken werden in diese hallenartige Konstruktion eingebaut. Eine neutrale Hülle prägt den zurückhaltenden Ausdruck. Diese wird gebildet durch eine großteilige Textilfassade, die teilweise verschiebbar ist und das ganze Gebäude umschließt. Erst durch das Öffnen der Fassadenflächen wird das dahinterliegende rot verputzte Haus sichtbar. Dieses Spiel offener und geschlossener Flächen, das aus der alltäglichen Benutzung des Hauses entsteht, führt zu einer Belebung der Aussenansicht. Im Laufe der Tages- und der Jahreszeiten verändert sich permanent die Gestalt des Hauses. Die Hülle wirkt gleichzeitig als Sonnen- und Sichtschutz. Nachts wird sie zum Leuchtkörper und läßt das Innere erahnen.
Material und Dauer
Die textile Haut verleiht dem Haus Leichtigkeit. Die von der Architektur geforderte Dauerhaftigkeit der Konstruktion, wird durch die textile Ummantelung ironisch unterlaufen. Das Gebäude kann seinen „Anzug“ ohne großen Aufwand abstreifen und erneuern.
Die Box in der Box
Das Innere des Hauses wird durch eine an der Decke aufgehängte Holzbox gegliedert. Die über eine einläufige Treppe erschlossene Kiste nimmt die Rückzugsräume auf: das Schlaf- und Gästezimmer, zwei Bäder, eine Ankleide und eine Sauna.
Im Erdgeschoß befindet sich ein großer Wohn- und Arbeitsraum mit offener Küche, der den jeweiligen Bedürfnissen der Bauherren flexibel angepaßt werden kann. Wohn- und Arbeitsbereich werden lediglich durch ein fahrbares Regal getrennt. Die Dramaturgie des Innenraums entsteht durch den Gegensatz der großen multifunktionalen Halle zu den intimen Rückzugsräumen in der Box. Das Verhältnis von Masse zu Luftraum spielt eine große Rolle und wird im Querschnitt deutlich: Masse und Raum stehen im Gleichgewicht zueinander: sie schieben sich wie eine „Ying -Yang“ Figur ineinander. An der Ostseite ist der schmale Versorgungstrakt mit einem Hauswirtschaftsraum und einem in den Baukörper integrierten Schuppen angeordnet. Die Küche entwickelt sich optisch aus der Holzbox heraus und öffnet sich zum Wohnraum.
Historischer Kontext
Das freistehende Wohnatelier in Potsdam steht an prominenter Stelle: in unmittelbare Nähe befindet sich der Neue Garten mit dem Cecilienhof. In diesem historischen Kontext, dem Denkmalschutz verpflichtet, nimmt sich der strenge Wohnkubus durch größtmögliche Neutralität zurück.
Klarheit und Komplexität
Das Wohnhaus mit Flachdach stellt sich als zweigeschossiger, geschlossener Kubus dar. Eine transparente Gewebefassade aus großen bespannten Rahmen bildet eine zweite Hülle vor der eigentlichen Außenwand. Im Bereich der großen Fenster ist diese beweglich. Im Inneren befindet sich ein komplexes Raumgefüge mit einem großen Atelierraum im Erdgeschoss, der über einen hohen L-förmigen Luftraum mit dem Obergeschoss verbunden ist. Die Funktionsspange im Osten beinhaltet alle notwendigen Nebenräume. Oben befinden sich die Individualräume mit Sauna und Dachterrasse in einer kompakten Raumeinheit.
Ästhetik des Schlichten
Die möglichst zurückhaltende Gestaltung im Äußeren setzt sich auch in Inneren fort: Die vorherrschende Farbe ist weiß, der Boden aus weißem Polyurethan verbindet fugenlos alle Räume. Lediglich die Box im OG ist mit Seekiefer bekleidet. Die Außenhülle schimmert rot durch die Fassade durch.
Konstruieren mit Stahl
Das Haus ist aus Stahl konstruiert, die haushohen Stützen halten ein Dachtragwerk aus IPE-Profilen, das hallenartig das gesamte Volumen überspannt. Die Geschoßdecke des oberen Geschosses hängt an den Dachträgern, um einen stützenfreien Atelierraum im Erdgeschoss zu schaffen. So entsteht der Eindruck einer „schwebenden Box“.
Transparenz des Gewebes
Tagsüber wirkt die Fassade als Sicht- und Blendschutz und wird durch das Licht- und Schattenspiel des alten Baumbestandes belebt und bespielt. Untergeordnete Räume sind dauerhaft mit dem Gewebe verschlossen, das licht- und luftdurchlässige Kunststoffgewebe ist so transparent, dass auch im geschlossenen Zustand ausreichend Tageslicht in die Räume fällt. Bei Nacht ergibt sich ein Leuchtkörper mit einem schemenhaften Abbild des Inneren.
kleyer.koblitz architekten und julia bergmann
Photographer: Thorsten Klapsch
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