Die leuchtenden Gleise
Von architektonischer Leisetreterei hat man in Berlin noch nie viel gehalten. Prunkvoll baute man in früheren Epochen. Imposant dürfte die Umschreibung lauten, die dem heutigen Zeitgeist entspricht. Und an letzteren Bauwerken herrscht in der Hauptstadt kein Mangel. Wohl kaum eine Metropole dieser Welt hat in den vergangenen 20 Jahren ihr Gesicht in einem so überragenden Tempo und mit so großer Nachhaltigkeit verändert wie die Kapitale an der Spree. Am Europaplatz 1 befindet sich eines der faszinierendsten Bauwerke, die Berlin zu bieten hat: der gläserne Hauptbahnhof, an dem seit 1998 gebaut und der zu guter Letzt durch die Bügelbauten komplettiert wurde.
Die beiden brückenartigen Bügelbauten mit ihren rechtwinkligen Strukturen bilden ein optisches Gegengewicht zu dem geschwungen Baukörper, der den oberirdischen Teil der Bahnhofsgleise überspannt. Die jederzeit sichtbare Gitterstruktur der Fassaden orientiert sich dabei an der Filigranität der Bahnhofsglashallen. In den beiden seitlich des Haupteingangs angeordneten Baukörpern ist auf über 45.000 Quadratmetern ein Businesscenter mit etwa 1600 Arbeitsplätzen entstanden. Diese sind nicht nur mit einer modernen Kommunikationsinfrastruktur ausgestattet, sondern auch komplett eingerichtet – inklusive Möblierung und Beleuchtung.
Die Lichtlösungen in den Bügelbauten stammen von TRILUX. Etwa 1000 Arbeitsplätze wurden mit dem Stehleuchtensystem Offset ausgestattet, dessen markantes Design an zwei Schienenstränge erinnert. Wo sonst sollte es auch „leuchtende Gleise“ geben, wenn nicht im „aufregendsten Bahnhof der Welt“, wie eine Fanseite im Internet den Verkehrsknotenpunkt bezeichnet.
Offset ist in vieler Hinsicht leistungsfähig. Je nach Ausführung kann sie einen, aber auch zwei Arbeitsplätze norm- und bildschirmgerecht ausleuchten. Die Stehleuchten sind sowohl direkt wie auch indirekt strahlend. Jede Leuchte verfügt über eine tageslichtabhängige Regelung, die wesentlich zum energieeffizienten Betrieb beiträgt. Ihr gefälliges Design komplettiert das Einrichtungskonzept und fügt sich nahtlos in die alles durchdringende Konstruktion aus Glas und Stahl ein.
Die Verkehrszonen werden von weit über vierhundert Downlights der Inperla-Serie in Szene gesetzt. In den Pausenbereichen und den Teeküchen kommt die Polaron entweder als Ein- oder Anbauleuchte zum Einsatz.
In den Foyers und vor den Aufzügen galt es eine gefällige Lichtstimmung zu schaffen, um einer gedrungenen Atmosphäre entgegen zu wirken. Gelungen ist dies mit den Lichtdeckensystemen Plenar von TRILUX. In den flachen Deckenbereichen sorgen sie für eine tageslichtähnliche und vor allem großzügige Raumwirkung.
Gut 75 Prozent der Büroflächen werden von der Deutschen Bahn selbst genutzt. Der Rest steht für externe Mieter zur Verfügung. Der Gesamtkomplex beherbergt zudem nicht nur eine leistungsfähige Verkehrsstation, sondern auch attraktive Shopping- und Gastronomiebereiche. Auf drei der fünf Ebenen befinden sich 80 Geschäfte mit einem vielfältigen Angebot. 300.000 Reisende in 1269 Zügen täglich finden hier alles, was der moderne Mensch von heute benötigt.
Der Berliner Hauptbahnhof ist nicht nur Europas größter Kreuzungsbahnhof, er dient auch als wichtiger Verkehrsknotenpunkt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Regierungsviertel Berlins. Seinem Mix aus kommerziellen Flächen (Shopping, Gastronomie, Dienstleistung und jetzt auch Büros) ist es zu verdanken, dass sich der Bahnhof zu einem belebten Gebäudekomplex entwickelt hat, der die angrenzenden Stadträume mit ihren unterschiedlichen Charakteren miteinander verbindet.
Architektur: gmp – von Gerkan, Marg und Partner