Architonic hat für Sie einen Blick in die neue Werkmonografie des norwegischen Architekturbüros 'Snøhetta' geworfen und entdeckte dabei, was sich unter einer Schneekuppe so alles befinden kann.

Wenn sich Architekten einen Büronamen geben, der sich nicht aus ihren Nachnamen zusammensetzt, kommen oft gruselig-peinliche Fantasiegebilde heraus. „Schneekuppe“ (2286 m Höhe, geographische Lage 62° 19‘ 12“ Nord, 9° 16‘ 6“ Ost im Dovrefjell-Sunndalsfjella-Nationalpark) dagegen sitzt und passt perfekt. Neben den beiden Gründern Craig Dykers und Kjetil Traedal Thorsen arbeiten die 4 Partner Robert Greenwood, Ole Gustavsen, Tarald Lundevall und Jenny Osuldsen mit insgesamt ca. 120 Mitarbeiten in Oslo und Manhattan. Immer noch mit dem Anspruch, die ursprünglich flache Hierarchie beizubehalten, kommen die Architekten, Innenarchitekten und Landschaftsarchitekten aus mittlerweile 17 verschiedenen Nationen.

Einband von 'Snøhetta Works' von Snøhetta (Lars Müller Publishers)

Rezension: 'Snøhetta Works' von Snøhetta | Novedades

Einband von 'Snøhetta Works' von Snøhetta (Lars Müller Publishers)

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International sind auch die Aufträge, von einem kleinen Dörfchen in Nordnorwegen bis zum King Abdulaziz Cultural Center in Saudi-Arabien. Abgesehen davon, dass skandinavisches Design schon immer ein wesentlicher Exportartikel war, ist Snohetta nun noch skandinavisch oder längst global? Oder eben so norwegisch wie Sverre Fehn und Christian Norberg-Schulz? Ja, in Norwegen scheint es noch immer Architekten zu geben, die versuchen Norberg-Schulz‘ „Logik der Baukunst“ zu lesen.

Tubaloon – Kongsberg Jazz Festival Band Shelter, Kongsberg/Norway 2005

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Tubaloon – Kongsberg Jazz Festival Band Shelter, Kongsberg/Norway 2005

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Inzwischen hat Snohetta um die 800 Projekte bearbeitet, von denen die meisten tatsächlich wenig bis gar nicht veröffentlicht sind. Auch das erste Buch über Snohetta, „Conditions“, wurde von Lars Müller Publishers herausgegeben, wirkt aber im Vergleich zu diesem neuen Buch wie ein flüchtiger Atelierbesuch mit Skizzen und Stichwörtern.

Snohetta ist erwachsen geworden, jetzt hat die Werkmonographie Format. Schon das Cover ist so eindrucksvoll wie skandinavisch-schlicht in cremefarbenem Leinen mit hellgrauem Namenszug, ein auch haptisch schönes Buch mit einem wohltuend ruhigen, fast schon unsichtbaren Layout.

Norwegian National Opera and Ballet, Oslo/Norway 2008

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Norwegian National Opera and Ballet, Oslo/Norway 2008

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10 Projekte wurden ausgewählt und ausführlich mit Zeichnungen, Fotos und Texten präsentiert, darunter natürlich wie zu erwarten die Bibliotheca Alexandrina, die Oper Oslo und das Lillehammer Art Museum. 78 weitere Arbeiten werden zumindest mit ein paar Fotos und einer Randnotiz auf jeweils einer Seite vorgestellt. Dabei sind ganz erstaunliche Entdeckungen wie z.B. die Fjaler Library, der Snohetta Modular Bjornsrudskog Kindergarten, das Eggum Roadside Center auf den Lofoten, die Tafjord Gallery am Tafjord Staudamm oder die monumentale 120 Tonnen schwere Granitscheibe der norwegischen Botschaft in Berlin neben 2 klitzekleinen poetischen Hinterhofgärtchen in Oslo. Schade, denn nun ist erst recht die Neugierde geweckt, welche Schätze sich unter den verbliebenen 700 anderen Arbeiten befinden könnten. Bart Lootsma, Thure Erik Lund und Ingerid Helsing Almaas liefern mit Gedanken zur Bildhaftigkeit, zum Ursprung der Dinge und zu Analogien die intellektuelle Sahnehaube - dabei stehen die Arbeiten auch absolut für sich mit hervorragenden Fotos, oft sogar vom Bauprozess, Totalen neben Details, mit selbsterklärenden Schemata und Piktogrammen, eingebettet in den städtebaulichen Kontext oder die grandiose Landschaft.

Bibliotheca Alexandrina, Alexandria/Egypt 2001

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Bibliotheca Alexandrina, Alexandria/Egypt 2001

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Respekt vor der Natur, der Landschaft, dem Meer, der Wüste, Materialgerechtigkeit, Gelassenheit im Umgang mit Leere und Weite, fast schon archaische Einfachheit, Klarheit, konzeptionelle Präzision, lesbare Gegenständlichkeit, intelligenter Umgang mit gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Belangen – Tugenden, die sehr skandinavisch klingen. „Architecture is about adding emotional content to a building, expressions of happiness, of sadness.“, erläutert Craig Dykers, „It seems very powerful that an inanimate object will write its own story, beyond the grasp of its creators.“

Welch eine Vorstellung, dass sich da eine Horde eigensinnig-freigeistiger Trolle nicht um die Konventionen der Branche schert, keine pseudo-ideologischen Diskurse über Ästhetik-Theorie verzapft, sondern einfach nur tolle Gebäude entwirft und diese dann auch noch en detail sauber ausführt!

Ras Al Khaimah Gateway Project, Ras Al Khaimah/UAE; geschätzte Fertigstellung 2011

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Ras Al Khaimah Gateway Project, Ras Al Khaimah/UAE; geschätzte Fertigstellung 2011

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'Snøhetta Works' von Snøhetta
Gebunden
304 Seiten
28,4 x 22,4 x 2,6 cm,
Lars Müller Publishers
ISBN 978-3-03778-147-0
Erschienen 2009