Photographe : myrzik & jarisch
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Die Solon SE ist ein führender Hersteller von Solarmodulen und solaren Kraftwerkssystemen. Das Unternehmen wurde 1997 in Berlin gegründet und produziert heute in 5 Ländern mit über 900 Mitarbeitern. Für den Standort des neuen Corporate Headquarters wählte der Vorstand ein Grundstück an der südlichen Spitze des Wissenschaftsparks Adlershof. Hier entstanden ein Verwaltungsbau mit 8.000 qm Nutzfläche und eine Produktion für Kleinserien und Forschung von 19.000 qm Nutzfläche und weiteren 3.000 qm produktionsnahen Büroflächen.
Vom Bauherren gefordert wurde eine Architektur, die die Kommunikation unter den Mitarbeitern fördert, die flexibel ist um auf Veränderungen in der Firma ohne Umbaumaßnahmen zu reagieren, und die beispielhaft einen energieoptimierten Bau erstellt, aber nicht um den Preis die anderen Kriterien negativ zu beeinflussen.
Städtebau
Als sinnbildende Grundkonzeption wurde für den Verwaltungsbau ein großes gemeinsames Dach gewählt. Dieses fällt aus der festgeschriebenen Bebauungshöhe von 15 Metern, der gekrümmten Außenkante des Grundstücks folgend gen Süden ab und bildet die Spitze des Grundstücks wieder in Form eines auskragenden Solardachs auf eine menschliche Größe von 3 Metern über dem Gehweg.
An einer der Einfahrtsstraßen zum Campus Adlershof gelegen wurde eine zeichenhafte Gestalt für die Besucher der Region gefordert. Aufgrund der sehr befahrenen Umgehungsstraße entschied man sich die Büroräume von der Straße abzurücken. Die Solon SE hat sich bereit erklärt den entstehenden Garten der Öffentlichkeit freizugeben womit ein freier Weg bis zur nahe gelegenen S-Bahnstation Adlershof entstanden ist. Die Erschließung der Gebäudeteile erfolgt in der Mitte des Gebäudekomplexes über eine die Funktionen Verwaltung und Produktion trennenden privaten Straße. Die Eingänge liegen sich gegenüber und bilden einen Platz. Über drei doppelstöckige Brücken sind alle Ebenen der Verwaltung mit der Produktion verbunden. Das umlaufende Solardach verbindet die Gebäudeteile und schließt sie optisch zu einer Einheit zusammen.
Architektur / Funktionen
Das große gemeinsame Dach der Verwaltung ist begrünt und mit Terrassen versehen. Es dient dem Aufenthalt der Mitarbeiter zum Arbeiten, Besprechen und Pausieren. Das Dach ist von 5 Innenhöfen durchbrochen, die die umwandernde Sonne jederzeit alle Räume mit Licht durchfluten lassen. Das Dach wird weiter von 8 Treppenhäusern durchbrochen, über die die Mitarbeiter von jedem Ort des Hauses schnell das Dach erreichen können. Durch die geschickte Anordnung von Höfen und Treppenhäusern konnte erreicht werden, dass alle Räume und Etagen ohne sichtbare Brandwände als ein großes fließendes Raumgefüge erlebt werden können. Die notwendigen Brandtore befinden sich versteckt hinter den Verkleidungen der lehmverputzten Treppenhauswände. Sie schließen nur im Brandfall und bilden dann 5 Brandabschnitte. Die drei Obergeschosse sind terrassenartig untereinander offen wahrnehmbar. Die entstandenen Großraumbüros sind durch eingestellte Versorgungsboxen unterteilt. In diesen raumhohen Boxen finden sich WC’s und Duschen, als auch technische Übergaberäume. Um die mit unterschiedlichen Materialien verkleideten Boxen finden sich Funktionen wie Teeküchen, Schließfächer und Garderoben als auch die Ladestationen für die autonome Energieversorgung der Arbeitsplätze, Telefonzellen, wie auch Sitzgelegenheiten.
Durch das geschwungene Dach, die kurvige Fassade zum Garten, die Höfe unterschiedlicher Größe und die Funktionsboxen entstehen im ganzen Gebäude immer andere Raumszenarien mit im Tagesverlauf sich ändernden Lichtverhältnissen. Die Büroflächen laufen fließend ineinander ohne dass die typischen Nachteile eines Großraumbüros entstehen. Zusätzlich zu den 360 Arbeitsplätzen im Verwaltungsbau finden sich zahlreiche Orte mit Möbeln zum Verweilen und Besprechen. Die Mitarbeiter können sich in kleine Zellen zum konzentrierten Arbeiten oder Telefonieren zurückziehen und in alten Ledersesseln und modernen Sofaecken besprechen. Die Verkehrswege durch das Gebäude sind immer auch Treffpunkte und als solche möbliert.
Fassade
Die Fassade besteht aus vorgefertigten Rahmen aus Tannenholz. Die Elemente tragen fest stehende 3 Scheibenverglasung mit Sonnenschutzbeschichtung, außenliegenden Sonnenschutz aus Lamellen mit Lichtlenkungsfunktion, manuell zu öffnenden Fensterflügel mit integriertem VIP Panel, Schallschutzflies und Lochblech an der Innenseite und horizontalen Holzlamellen als Wetterschutz für das nächtliche Lüften. Zusätzlich sind unter den Fenstern hinter Lochblech kleine Heizkörper als schnell reagierende Zusatzheizung installiert. So ausgestattet wurden die Elemente just-in-time geliefert und vorgehängt. Der Anschluss erfolgt über einen Medienkanal an der Geschossaußenkante. In einigen Fensterelementen sind Controllerunits installiert die die Fassadensteuerung koordinieren. Diese werden über Touchpanels an den Treppenhäusern und über den Desktop der Mitarbeiter angesteuert.
Technische Infrastruktur / Energieversorgung
Das ganze Gebäude, die Höfe und die begehbaren Dächer sind mit einem lückenlos funktionierendem Wireless LAN System versorgt. Auf eine IT Verkabelung wurde vollständig verzichtet. Das Arbeiten und Telefonieren ist für die Mitarbeiter an jedem Ort möglich.
Die Arbeitstische sind verkabelt und verfügen über eine neu entwickelte LED Leuchte mit 9 Watt Energieaufnahme und 250 LUX Leistung auf der Arbeitsfläche, mit Ladegeräten für die schnurlosen Telefone und Mobilfunkgeräte und im Schreibtisch versenkbaren Laptopfächern als auch LCD Bildschirmen. Die Schreibtische können zu Gruppen miteinander verbunden werden. Sie werden von eigens entwickelten Energieshuttles versorgt. Diese mobilen Geräte verfügen über eine Kapazität von 1 kW/h und können einen komplett ausgestatteten Arbeitsplatz für 10 Stunden versorgen. Die Shuttles werden über Nacht aus gespeichertem Solarstrom der dachintegrierten Solaranlage mit einer Leistung von 210 kWp oder günstigem Nachtstrom aufgeladen. Durch diese Energieshuttles ist das Arbeiten an jedem Ort im Haus möglich, auch auf dem Dach, im Garten oder in den Höfen. Auf Steckdosen und Bodentanks wurde vollständig verzichtet. Eine Notversorgung ist nur durch einige Steckdosen in den Medienkanälen vor den Fassaden vorgehalten.
Auf aufgeständerte Böden, Estrich und abgehängte Decken wurde ebenfalls verzichtet. Die bis zu 34 cm starken Betondecken sind sichtbar und bauteilaktiviert. Die Bauteilaktivierung wird durch die Abwärme aus der Produktion versorgt, in den Wintermonaten zusätzlich durch Fernwärme. Durch ein von der Solon SE auf dem Gelände des nahe gelegenen Fernwärmeversorgers errichtete Biogasanlage wird soviel Energie produziert wie die Solon insgesamt verbraucht. Hierdurch wird das Gebäude rechnerisch CO² neutral. Das Gebäude wird nur 40% Primärenergie benötigen wie vergleichbare Gebäude in den zurückliegenden 5 Erbauungsjahren.
Es wurden fünf dezentrale Lüftungsanlagen installiert, eine pro Brandabschnitt. Damit sind die Lüftungsquerschnitte sehr klein gehalten worden. Die Lüftung wird ausschließlich im Winter eingesetzt um das manuelle Lüften zu minimieren.
Sämtliche technische Infrastruktur ist offen sichtbar montiert, frei nachrüstbar und Teil des architektonischen Konzepts. Die Wärmeversorgung erfolgt aus der Produktion in die Verwaltung unterhalb der Brücken zwischen den Gebäuden.
Das Regenwasser wird in unterirdischen Tanks gespeichert (75.000 Liter) und für Grauwassernutzung (WC-Spülung) und Gartenbewässerung genutzt. Das überschüssige Regenwasser wird in sichtbaren gärtnerisch gestalteten Rigolen im Garten zur Versickerung gebracht.
Eine ‚Solartankstelle‘ an der Spitze des Ensembles versorgt 10 elektrisch betriebene Motorroller, die den Mitarbeitern und Gästen zur Verfügung stehen. Die Energie wird durch einen 2-achsig Solarmover, der dem Sonnenstand nachgeführt wird, gewonnen und in einer Batterie gespeichert. An einem durchschnittlichen Sonnentag werden somit bis zu 1.000 km Fahrleistung der Motorräder zur Verfügung gestellt.
SOLON HQ Facts & Figures
Baukonzept:
Das Gesamtkonzept berücksichtigt folgende Aspekte:
• Integrales Energiekonzept
• Energieeinsparung und Energieeffizienz
• Anspruchsvolle Architektur
• Nutzung erneuerbarer Energien (Biogas-Blockheizkraftwerk, Photovoltaikanlage)
• Verwendung von umweltgerechten Baustoffen und Bauarten
• Intelligente Gebäudetechnik / Brandschutz
• Optimale, flexible Arbeitsbedingungen
Energiekonzept:
• Hochwertige, multifunktionale Gebäudehülle (Holz-Element-Fassade mit integriertem Wärme/Kälteschutz, Sonnenschutz, Lüftungsflügeln und Heizkörpern).
• Dreifachverglaste Fenster, natürliche Belüftung
• Individuelle Steuerung von Licht, Wärme und Sonnenschutz via Touchpanels
• Effiziente Tageslichtnutzung. 300 Lux Grundbeleuchtung ergänzt durch Arbeitsplatzbeleuchtung (250 Lux) an jedem Schreibtisch.
• Betonkernaktivierung
• Regenwassernutzung
• Flexible Energieversorgung der Arbeitsplätze durch mobile ‚Energie Shuttles‘
Fläche:
36.000 m² Grundstücksfläche, Gesamtnutzfläche Verwaltung ca. 8.300 m²,
Gesamtnutzfläche Produktion ca. 18.900 m²
Gebäudehöhe: 15,5m
Geschosse: 4
Aufzüge: 2
Besonderheiten: zusätzlich Umlaufaufzug, bekannt als Paternoster. Der erste seit 1974 in Deutschland gebaut und zugelassen.
Energieziele:
Produktion und Verwaltung:
CO2 – emissionsneutrale Fertigungsstätte durch Einsatz von erneuerbarer Energie über den Betrieb eines Biogas- BHKW (noch nicht fertig gestellt) und der Photovoltaikanlage mit 210 kWp.
Verwaltungsgebäude:
Jährlicher Primärenergieaufwand < 100 kWh/(m²a), Jahres Heizwärmebedarf < 40 kWh/(m²a)
Technische Daten:
Heizwärmeanschluss ca. 1400 kW
Stromversorgung SOLON ca. 1700 kW
Stromversorgung Global Solar Energy Deutschland ca. 3000 kW
Kälte:
Absorptionskältemaschine ca. 450 kW
Kompressionskältemaschine ca. 1050 kW
Verdunstungskühlung (auf dem Dach) ca. 3200 kW
Luftwechsel in den Büronutzungszonen ca. 1,2 – 1,4/h
Luftwechsel Produktion individuell 2 – 8/h
Wärmerückgewinnung > 75%
Energie- und Anlagenmonitorring
Gebäudeautomation > 10.000 Datenpunkte (werden zur Betriebsoptimierung kontinuierlich gespeichert und ausgewertet)
Zusätzlich wurden > 250 Energiezähler verbaut, welche die Energieoptimierung ermöglichen.
Wärmerückgewinnung der Vakuumpumpen und der Drucklufterzeugung
75.000l Regenwasserzisterne
Solon SE
SFA / Schulte-Frohlinde Architekten, Berlin
Energiedesign, TGA-Entwurf, Bauphysik:
EGS-plan, Stuttgart
Photographe : Bernd Brundert
Photographe : Silke Reents
Photographe : myrzik & jarisch
Photographe : Luis Araujo
Photographe : Schulte-Frohlinde Architekten
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Photographe : Bernd Brundert
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