As two exhibitions on the theme of housing take us on a journey through the last 100 years of interior and living history, a look back opens up new perspectives to us. (DE / FR only)

Wohnen auf kleinstem Raum im Yojigen Poketto Apartment (2017) von elii [oficina de arquitectura]. © elii [oficina de arquitectura], Foto: Imagen Subliminal

Changing interiors over the decades | Design

Wohnen auf kleinstem Raum im Yojigen Poketto Apartment (2017) von elii [oficina de arquitectura]. © elii [oficina de arquitectura], Foto: Imagen Subliminal

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Eine Wohnung spiegelt persönliche Vorlieben und Geschmäcker wider, gibt Auskunft über den sozialen und finanziellen Status. Für die einen ist sie privater Rückzugsraum, für andere Statussymbol oder Ort zur Selbstverwirklichung. Gewohnt wird schon lange, doch das Wie hat sich im Lauf der Zeit stark gewandelt. Zwei Ausstellungen, eine in Weil am Rhein und die andere in Zürich, geben aktuell Einblick in die vielseitige Geschichte des Interieurs und zeigen wie sich gesellschaftliche, politische und technische Veränderungen auf unser Wohnumfeld auswirken.

Schiefe Ebenen als Wohnlandschaft im Maison Parent (1973/1974). © bpk/CNAC-MNAM; VG Bild-Kunst, Bonn 2020

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Schiefe Ebenen als Wohnlandschaft im Maison Parent (1973/1974). © bpk/CNAC-MNAM; VG Bild-Kunst, Bonn 2020

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Heute befasst sich eine enorme, globale Medienbranche mit Lifestyle- und Interior-Trends, die in Zeitschriften, Blogs und Fernsehsendungen thematisiert werden. Das Thema Wohnen hat Konjunktur, doch ein ernsthafter gesellschaftlicher Diskurs zum Interieur, wie er noch im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts geführt wurde, fehlt. Dies stellte auch Mateo Kries, Direktor des Vitra Design Museums in Weil am Rhein fest. Um die fachliche Auseinandersetzung über das private Interieur anzustossen, konzipierte er daher mit seinem Team die aktuell laufende Ausstellung “Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre Interieurs”.

Alison und Peter Smithsons Vision vom Haus der Zukunft (1956).© Daily Mail

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Alison und Peter Smithsons Vision vom Haus der Zukunft (1956).© Daily Mail

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Das Museum nimmt seine Besucher mit auf eine Reise durch die Geschichte des Wohnens, die anhand von 20 prägenden Fallstudien erzählt wird. Sie beginnt in der Gegenwart und wandert zurück bis in die 1920er-Jahre. Deutlich wird dabei, welchen Einfluss jeweils Kunst, Architektur oder Mode auf die Einrichtung hatten und wie sich gesellschaftliche oder politische Umbrüche auf die Entwicklung des Interieurs auswirkten. So startet die Ausstellung z. B. mit einer Mikrowohnung mit wandlungsfähigen Einbaumöbeln – die Antwort auf den aktuell immer knapper werdenden Wohnraum in Grossstädten.

Fliessende Übergänge in Lina Bo Bardis Casa de Vidro (1951). Foto: © Nelson Kon, 2002

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Fliessende Übergänge in Lina Bo Bardis Casa de Vidro (1951). Foto: © Nelson Kon, 2002

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Radikale Traditionsbrüche und Experimentierfreude im Interior Design zeigen die Beispiele von 1960 bis 1980, als Andy Warhol z. B. mit seiner “Silver Factory” die Begeisterung für das “loft living” auslöste. Oder Claude Parent mit der Idee des “vivre à l’oblique” (“Leben im Schrägen”) bis dahin gültige Konventionen über den Haufen warf: schräge Mehrzweck-Ebenen dienten in seinem Apartment zum Sitzen, Liegen, Arbeiten oder Essen.

Wohnbedarf: In den 1930er-Jahren bestimmt der Schweizerische Werkbund den Einrichtungsbedarf des «befreiten Wohnens». © ZHdK, Foto: Umberto Romito und Ivan Suta, Museum für Gestaltung Zürich

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Wohnbedarf: In den 1930er-Jahren bestimmt der Schweizerische Werkbund den Einrichtungsbedarf des «befreiten Wohnens». © ZHdK, Foto: Umberto Romito und Ivan Suta, Museum für Gestaltung Zürich

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Weiter geht es zurück in die unmittelbare Nachkriegszeit, die u. a. von funktionalistischem Design und futuristischen Interieurs geprägt war, wie Peter und Alison Smithson mit ihrem “House of the Future” im Rahmen der Londoner Ideal Home Exhibition 1956 zeigten. Ein anderes Thema dieser Zeit waren fließende Übergänge zwischen Innen und Außen. Exemplarisch für diesen Trend steht die bekannte Casa de Vidro der brasilianischen Architektin Lina Bo Bardi.

Die Ausstellung endet schliesslich bei den Ursprüngen des modernen Interieurs, die sie in den Einrichtungskonzepten der 1920er und 1930er Jahre verortet. Damals herrschte eine lebhafte Debatte, die sich zum einen zwischen Funktionalität und Reduktion und zum anderen Individualität und Ornamentierung bewegte.

1952 ruft der Schweizerische Werkbund die "Die gute Form" ins Leben, die Form als Ausdruck der Einheit von Material, Konstruktion und Zweck eines Gebrauchsgegenstandes definiert. © ZHdK, Foto: Umberto Romito und Ivan Suta, Museum für Gestaltung Zürich

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1952 ruft der Schweizerische Werkbund die "Die gute Form" ins Leben, die Form als Ausdruck der Einheit von Material, Konstruktion und Zweck eines Gebrauchsgegenstandes definiert. © ZHdK, Foto: Umberto Romito und Ivan Suta, Museum für Gestaltung Zürich

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Wer nun wissen möchte, wie sich Designer und Produzenten im 20. Jahrhundert in der Schweiz unsere Einrichtung vorstellten, für den lohnt ein Besuch der Sammlungsausstellung “Ideales Wohnen” im Museum für Gestaltung in Zürich. Anhand von sieben Musterzimmern, die mit originalen Möbeln aus dem reichen Fundus der eigenen Sammlung bestückt sind, werden die wichtigsten Tendenzen im Schweizer Möbeldesign der Moderne gezeigt. Beispielsweise die Entdeckung des Materials Stahlrohr in den 1930er Jahren.

Möbelentwürfe der Schweizer Architekten Max Ernst Haefeli, Werner Max Moser, Flora und Rudolf Steiger oder Le Corbusier prägten damals das Bild. Vertrieben wurden sie u. a. vom in den 1930ern neu gegründeten Unternehmen Wohnbedarf in Basel und Zürich, das seither besteht.

Pop: In den 1960ern ermöglichen neue Kunststofftechnologien die Herstellung farbig fliessender Formen. © ZHdK, Foto: Umberto Romito und Ivan Suta, Museum für Gestaltung Zürich

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Pop: In den 1960ern ermöglichen neue Kunststofftechnologien die Herstellung farbig fliessender Formen. © ZHdK, Foto: Umberto Romito und Ivan Suta, Museum für Gestaltung Zürich

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In den 1960ern halten auch in der Schweiz Pop-Art sowie Alltagskultur Einzug in die Wohnräume und zeigen das Überwinden bis dahin gängiger Konventionen. Mit ihrer Aktion “Chair fun” rief der Schweizer Werkbund 1967 z. B. zu einem “Pop-Aufstand gegen die Grundsätze der guten Form” auf. Gezeigt werden sollte damit, “dass ein Stuhl nicht nur eine Sitzgelegenheit, sondern auch eine Sitzmöglichkeit sein kann.” “Die offene Form” löste damit “Die gute Form” ab. Nach einem Abstecher in die Postmoderne, mit Vorliebe für Farbe, Dekor und Stilmix, endet die Ausstellung mit der Neuentdeckung des Minimalismus zum Ende des Jahrhunderts.

Die Frage, wie wir wohnen, bleibt noch immer aktuell. Beide Ausstellungen liefern hierfür Einblicke in die Entwicklung und Denkanstösse für die Zukunft.

Die Ausstellung “Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre Interieurs” im Vitra Design Museum läuft noch bis 28. Februar 2021.

Die Ausstellung “Ideales Wohnen” ist im Museum für Gestaltung am Standort an der Ausstellungsstrasse zu sehen.

Text: Katharina Sommer

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